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Brandenburg: Potsdams Spaß ist dem Land zu teuer

Wirtschaftsminister legt Veto gegen das geplante Freizeitbad ein und fordert deutlich geringere Baukosten

Potsdam - Dem geplanten Spaßbad nach dem Entwurf des brasilianischen Star-Architekten Oscar Niemeyer droht das Aus. Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) stellte am Dienstag klar, dass er die für das Potsdamer 38,5-Millionen- Projekt beantragten Fördermittel von rund 30 Millionen Euro nicht bewilligen werde. Die „derzeitige Planung“ für das Bad gehe über die „Grenzen des Vertretbaren“ hinaus, sagte Junghanns. Er begründete seine Ablehnung mit den zu hohen Investitions- und Unterhaltungskosten für das Spaßbad, aber auch mit dem „zu hohen Risiko“. Gemeint ist die Kalkulation der Baukosten, die Experten für unrealistisch knapp halten.

In einem Gespräch mit Finanzminister Rainer Speer – einem entschiedenen Befürworter des Niemeyer-Bades – und dem zuständigen Sportminister Holger Rupprecht (beide SPD) ließ Junghanns keinen Zweifel daran, dass kleinere Umplanungen des Bades nicht ausreichen würden: Eine „Begründungs-Kosmetik“ helfe nicht, sondern nur „eine neue solide Grundlage“. Mit seinem Veto hat Junghanns eine deutliche Mehrheit des Landtages in CDU, Linkspartei, aber auch SPD hinter sich, die das Projekt der Potsdamer Stadtwerke als „zu luxuriös“ ablehnen. „Die fetten Jahre sind vorbei“, sagte CDU- Fraktionschef Thomas Lunacek. Für die Union liegt die Grenze für das Bad bei 30 Millionen Euro Kosten – das ist auch die Position der Potsdamer Linkspartei.

Vergeblich hatte sich Finanzminister Rainer Speer für die Freigabe der Fördermittel stark gemacht. Da er auch Potsdamer SPD-Chef und Präsident des Olympischen Sportklubs ist, der die neue Schwimmhalle ebenfalls nutzen will, musste sich Speer im Landtag, „sachfremde Erwägungen“ vorhalten lassen.

Ob das Niemeyer-Projekt trotz des Junghanns-Vetos gerettet werden kann, ist offen. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) will jetzt zusammen mit den Stadtwerken, die das Bad am Brauhausberg bauen und betreiben sollen, eine Verkleinerung des Vorhabens prüfen. Ziel sei es, den Niemeyer-Entwurf wenigstens in einer reduzierten Variante zu retten, sagte Jakobs, der die neue Entwicklung „bedauerte“. Klar sei, dass die angestrebte Fertigstellung 2007 nicht mehr zu halten sei.

Zugleich steht für Jakobs außer Zweifel, dass sich mit der Obergrenze von 30 Millionen Euro der Entwurf Niemeyers nicht „umsetzen lässt“. Dennoch will Jakobs am Brauhausberg in Sichtweite vom Hauptbahnhof und dem Alten Markt, wo einst das Stadtschloss als Landtagssitz wieder aufgebaut werden soll, herausragende Architektur. „Einen Glaskasten mit Holzverstrebungen kann ich mir dort beim besten Willen nicht vorstellen.“ Sollte Potsdam lediglich ein solches verkleinertes Spaßbad in herkömmlicher Form bauen können, dann nicht am Brauhausberg.

Auch der Chef der Stadtwerke Potsdams sieht noch Chancen, den Niemeyer-Entwurf zu retten. „Ich hoffe immer noch, dass am Ende ein Niemeyer-Bad steht“, sagte er sybillinisch.

Im fernen Brasilien reagierte man überrascht. João Niemeyer, der Neffe und engste Mitarbeiter des 97-jährigen Architekten, wird seinen Onkel heute über die erneuten Potsdamer Turbulenzen informieren. Denn der Ursprungsentwurf – Kosten rund 48 Millionen Euro – war bereits um 10 Millionen Euro abgespeckt worden. João Niemeyer schloss weitere Änderungen am Entwurf allerdings nicht aus. Jedoch: „Das wird alles sehr kompliziert und zeitaufwändig.“

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