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Gerade für Kinder ist die Biosphäre in Potsdam ein Erlebnis.

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Privatisierung: Biosphäre plötzlich heiß begehrt

Nach mehreren erfolglosen Versuchen der Privatisierung startet Potsdam eine neue Ausschreibung für die Tropenwelt. Es soll zwei Interessenten geben.

Die Landeshauptstadt nimmt einen neuen Anlauf, den Betrieb der Tropenwelt Biosphäre zu privatisieren. Nachdem die Stadt bereits seit mehreren Jahren erfolglos versucht, einen Betreiber für die ehemalige Bundesgartenschau-Halle zu finden, sollen der Stadtverwaltung jetzt zwei „gute und attraktive Angebote“ vorliegen. Darüber informierte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) jetzt den Hauptausschuss des Stadtparlaments. Namen oder Details zu den Interessenten und deren Vorhaben nannte Jakobs nicht. Kämen sie zum Zuge, würde das der Stadt aber eine „deutliche finanzielle Entlastung“ bringen, kündigte der Oberbürgermeister an. Potsdam zahlt seit der Insolvenz des letzten Betreibers – einer Tochterfirma der Hamburger Flebbe Filmtheater GmbH – im Sommer 2007 jährlich zwischen 800 000 und einer Million Euro für die Biosphäre.

Jakobs bat den Hauptausschuss um Einwilligung, die bereits seit mehr als zwei Jahren laufende Ausschreibung für die neuen potenziellen Betreiber zu beenden und gleichlautend neu zu starten. Hintergrund: Nur so könnten sich die zwei neuen Interessenten offiziell daran beteiligen. Die Stadtverordneten widersprachen dem ungewöhnlichen Verfahren nicht. Im November soll das Stadtparlament nun den Neustart der EU-weiten Ausschreibung beschließen. Damit könnte, so der zuständige Verwaltungsmitarbeiter Siegfried Weise, ein neuer Biosphären-Betreiber im Frühjahr 2011 feststehen. Juristisch sei das Verfahren zum Ausschreibungs-Neustart geprüft und für unbedenklich erklärt worden, gab Oberbürgermeister Jakobs zu Protokoll. Er versicherte, dass die Ausschreibungsbedingungen unverändert bleiben würden.

Die Stadtverordneten im Hauptausschuss ließen sich dennoch zusichern, Einblick in die juristische Stellungnahme zur Neu-Ausschreibung nehmen zu können. Björn Teuteberg (FDP) appellierte, das Vorgehen müsse eine Ausnahme bleiben: „Sonst spricht sich herum, dass es in Potsdam nicht so schlimm ist, wenn man eine Ausschreibung verpasst – dann geht’s eben neu los.“ Birgit Müller (Linke) sagte, etwas „mulmig ist mir dabei schon“. Jakobs gab zu, dass man „nicht den normalen Weg“ gehe. Die neuen Interessenten hätten aber von der aktuellen Ausschreibung nichts gewusst. Sie seien selbst auf die Stadt zugekommen, weil sie in der Biosphäre ein „spezielles touristisches Angebot realisieren“ wollten. Die Ausschreibung sei aber für eine reguläre Teilnahme nun zu weit fortgeschritten.

Die Biosphäre wird derzeit von einer Tochterfirma der städtischen Pro Potsdam – der Biosphäre Potsdam GmbH – betrieben. Sie war zur Bundesgartenschau 2001 errichtet und später zum Dschungelparadies umgebaut worden. 24 der 31 Millionen Euro Baukosten waren Fördermittel. Bedingung dabei: Die Halle muss 15 Jahre erhalten bleiben und entsprechend genutzt werden – also bis 2016. Sonst droht die Rückzahlung von Fördermitteln.

Bisher blieben die Besucherzahlen immer hinter den anfangs prognostizierten 320 000 Gästen pro Jahr zurück. Letzten Angaben zufolge müssten für einen wirtschaftlichen Betrieb jährlich 250 000 Besucher gezählt werden. Im Durchschnitt kamen seit Eröffnung im September 2002 jedoch nur rund 139 000 pro Jahr.

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