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Brandenburg: Radio "Dominante" und Ata aus dem Konsum

Ausstellung in Eisenhüttenstadt erinnert an den DDR-Alltag VON C.-D.

Ausstellung in Eisenhüttenstadt erinnert an den DDR-Alltag VON C.-D.STEYER

Eisenhüttenstadt.Braun, glänzend und mit variablen Leiterregalen an den Seiten, dazu die passenden Sessel mit schmalen hölzernen Armlehnen und eine Stehlampe mit gelben Stoffbezug: So steht die Schrankwand aus den sechziger Jahren noch in so mancher Gartenlaube, im Hauskeller oder in der Garage zwischen Ostsee und Erzgebirge, wenn auch längst nicht mehr vollständig.Meist haben die weißen Metallgitter und die hellbraunen Regalbretter die Zeit überdauert.Sie schmücken viele Arbeits- und Kinderzimmer.Das komplette Ensemble dagegen hat schon Museumswert. Selbst die Mitarbeiter des Dokumentationszentrums in Eisenhüttenstadt, die sich seit 1992 berufsmäßig mit der DDR-Alltagskultur beschäftigen, mußten auf eine alte Zeitschrift "Kultur und Heim" zurückgreifen, um das 30 Jahre alte Wohnzimmer originalgetreu einzurichten.Jetzt ist es eines der Glanzpunkte in der neuen Zusammenstellung von Gegenständen aus DDR-Geschichte in Eisenhüttenstadt. "Offenes Depot" heißt der Titel der Nachfolgeschau der bundesweit beachteten Ausstellung "Tempolinsen und P2".Die zehn Ausstellungsräume des ehemaligen Kindergartens in der Erich-Weinert-Allee 3 lassen diesmal den Besucher beim Rundgang weitgehend allein.Beschriftungen fehlen noch, sie sollen vielleicht später ergänzt werden.Doch Erklärungen sind für Neugierige mit Ost-Vergangenheit unnötig.Sie amüsieren sich an den Regalen mit Küchenmaschinen unterschiedlicher Bauarten, mit der fast schon legendären Komet KM 4 ebenso wie im Zimmer mit Radios der Marken "Staßfurt" oder "Dominante".Nachdenklich stehen sie vor der mit ostdeutschen und osteuropäischen Städtenamen beschrifteten Skala oder vor dem heute ganz aus der Radiowelt verschwundenen magischen Augen als zusätzliche Frequenzmarkierung. Ebenso aufschlußreich sind die vielen Apparate im Zimmer "40 Jahre Bürotechnik".Von den Marken Rheinstahl über Olympia bis zur Robotron ist alles vertreten.Auch unzählige Mengen Spielzeug, mit denen zwei Generationen in Kinderkrippen und -gärten groß geworden sind, haben die Eisenhüttenstädter Mitarbeiter zusammengetragen.Am längsten halten sich Besucher aber im fast original nachgestalteten Konsum auf.Die Einschränkung "fast" bezieht sich auf die prall gefüllten Verkaufsregale.So gut gefüllt waren sie bis auf wenige Ausnahmen von Verkaufstellen in Ost-Berlin zu keiner Zeit.Nur an Paketen des Reinigungsmittels Ata herrschte tatsächlich keine Not, der riesige Berg in diesem Museumskonsum ist ausnahmswese keine Übertreibung. Der Eintritt in diese Ausstellung ist zwar frei, aber ganz ungeschoren kommen die Besucher doch nicht durch die Räume.Mitarbeiter des Dokumentationszentrums begleiten die Gäste mit Rekordern, um die Gespräche und Erinnerungen der Gäste aufzunehmen.Sie sollen danach aufgeschrieben werden. Die Ausstellung "Offenes Depot" ist bis April Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr, an den Wochenenden von 10 bis 18 Uhr geöffnet.Am 31.Dezember und 1.Januar bleibt die Schau geschlossen.Das Dokumentationszentrum sucht ständig nach originalen Gegenständen aus der DDR-Zeit.

C.-D.STEYER

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