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Rauschtrinken: Brandenburg säuft ab

In Brandenburg besäuft sich jeder zweite Jugendliche regelmäßig. Nach dem jetzt von Gesundheitsministerin Anita Tack vorgelegten Landessuchtbericht trinken Jugendliche zwar seltener Alkohol als vor einigen Jahren, aber wenn sie es tun, dann viel und extrem.

Potsdam – „Es ist uns nicht gelungen, den Trend zum exzessiven Trinken zu brechen“, sagte Tack (Linke). Jeder dritte 16-jährige Junge greift mindestens einmal pro Woche zur Flasche. Für 56 Prozent der Jungen und 59 Prozent der Mädchen dieses Alters ist mindestens einmal im Monat „Rauschtrinken“, also „mehr als fünf Getränke“ am Abend, angesagt. Vierzehn Prozent der Jungen und sechs Prozent der Mädchen sind einmal pro Woche „betrunken“.

Die Zahlen gehen auf eine anonyme Befragung von 15 000 Zehntklässlern zurück. Der Konsum illegaler Drogen ist eher selten, hat sich aber etabliert: 3,3 Prozent der Jungen und 1,6 Prozent der Mädchen rauchen täglich oder wöchentlich Haschisch. Und – auch das ist eine Sucht – exzessives Computerspielen von mehr als vier Stunden täglich ist für 13 Prozent der Jungen normal. Beim Genuss von Alkohol und Tabak gibt es Auffälligkeiten: So ist der Alkoholkonsum an Gymnasien höher als an Förderschulen, dort wiederum ist das Rauchen stärker verbreitet. Und: Im Berliner Umland wird offenbar tendenziell weniger getrunken als in ärmeren Regionen, im Norden Brandenburgs weniger als im Süden.

Wie Brandenburg im Bundesvergleich steht, ist aktuell unklar. Die letzten Zahlen stammen aus dem Jahr 2007: Damals lag der Anteil von Jugendlichen mit riskantem Alkoholgenuss in Brandenburg mit steigender Tendenz bei 12,6 Prozent, in Bayern bei elf Prozent, in Thüringen bei 13,4 Prozent, während er in Berlin auf sechs Prozent gesunken war. Doch steigt in Brandenburg die Zahl junger „Komatrinker“ seit Jahren steil an.

Eltern sind nicht unbedingt Vorbilder. Etwa jeder vierte Erwachsene trinkt riskante Mengen, 16 Prozent der Bevölkerung sind abstinent. Die Trinkgewohnheiten haben sich geändert. Es werde weniger Schnaps, „mehr Bier und Wein“ getrunken, sagt die Landesdrogenbeauftragte Ines Weigelt. Als „besorgniserregend“ nennt der Bericht, dass jeder zweite junge 18- bis 29-jährige Mann zu den Alkohol-Risiko-Konsumenten gehört. „Am höchsten“ ist der Anteil der Alkohol-Risikokonsumenten unter den Brandenburgern mit einem höheren Bildungsstand (29 Prozent) und mit überdurchschnittlichem Einkommen (31 Prozent). Gesundheitsministerin Tack hat dafür eine Erklärung: „Da wirkt sich der Stress, die hohe Belastung in der Arbeitswelt aus.“

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