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Hells Angels

© dpa

Razzia: Polizei entwaffnet die Rockerchefs

Bei der bislang größten Razzia im östlichen Brandenburg wurde ein riesiges Waffenarsenal sichergestellt. Die Polizisten fanden Pistolen, Granaten, Rohrbomben, Äxte und Schwerter.

Frankfurt (Oder) - Bei der im östlichen Brandenburg bislang größten Razzia in der Rockerszene hat die Polizei gestern ein riesiges Waffenarsenal sichergestellt. In fünf Klubhäusern und 20 Wohnungen von Führungskräften der Clubs fanden die Beamten so viele Pistolen, Übungsgranaten, Rohrbomben, Seitengewehre, Totschläger, Samuraischwerte, Streitäxte, Macheten, Dolche oder Baseballschläger, dass bei der Pressekonferenz in Frankfurt (Oder) drei große Tische für die Präsentation kaum ausreichten. „Wir haben zwar mit einigen Waffen gerechnet“, sagte der Präsident des Frankfurter Polizeipräsidiums, Arne Feuring. „Aber die Menge und die Qualität stellen doch eine Überraschung dar.“ Insgesamt 80 Waffen und waffenfähige Gegenstände fanden die 400 eingesetzten Beamten innerhalb von drei Stunden. Festnahmen gab es bisher nicht, allerdings werden jetzt strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen, um Anklagen vorzubereiten.

Früh um sechs Uhr stand die Polizei vor den Treffpunkten der Vereinigungen „Hells Angels“, „Bandidos“ und „Gremium“, einem Tätowierstudio und den Wohnungen der Klubchefs in Werneuchen, Bad Freienwalde, Frankfurt (Oder), Eberswalde, in und um Cottbus, Lübben, Spremberg, Senftenberg und Lauchhammer. Nach Waffen mussten die Beamten nicht lange suchen. „Einige hingen als Schmuck an den Wänden, andere lagen griffbereit in Schränken“, sagte Polizeipräsident Feuring. Deshalb sei die Gefährlichkeit der Gruppierungen, die erbittert um die Vorherrschaft in der Szene der Türsteherdienste, Schutzgelderpressung, Hehlerei, Prostitution und Rauschgifthandel kämpfen, nicht zu unterschätzen. Diese wolle die Polizei mit konzertierten Aktionen weiter verunsichern, nachdem Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) Ende August bereits den Rockerverein „Chicanos MC Barnim“ verboten hatte.

Immer häufiger kommt es vor allem zwischen den „Hells Angels“ und den „Bandidos“ zu Gewalttaten. Am vergangenen Wochenende gab es bei einer Prügelei in Leipzig mehrere Schwerverletzte, und auf der A 7 bei Hamburg versuchte ein Mitglied der „Hells Angels“ nach Polizeiangaben, einen „Bandido“ umzufahren. Die Rivalität der Gruppen wird auch als Motiv für den Mord Mitte August an einem Rocker im Berliner Ortsteil Wartenberg vermutet. „Für die Clubs spielen Grenzen von Bundesländern überhaupt keine Rolle, sie sind sogar international vernetzt“, erklärte Feuring. Daher habe auch die Polizei überregional vernetzte Ermittlungsgruppen gebildet. Man kenne sich in der Szene inzwischen sehr gut aus. „Die Gruppen gehen stets überfallartig aufeinander los, sobald sie von einander Kenntnis erhalten“, sagte Feuring. Dabei greifen sie auch zu solchen Waffen, die jetzt eingesammelt wurden. Mitte Juni hatten die jetzt verbotenen „Chicanos“ in Finowfurt bei Eberswalde versucht, einem Mitglied der „Hells Angels“ mit einer Axt ein Bein abzuschlagen. Der Präsident der Berliner Gruppe „Hells Angels Nomads“ wurde bei dem Überfall mit einem Messer im Rücken schwer verletzt.

Im östlichen Brandenburg geht die Polizei von 90 aktiven Mitgliedern der Rockergruppen aus. In ganz Brandenburg sollen es 250 sein. Darüber hinaus gehen die Ermittler von einer hohen Zahl von Sympathisanten aus. Innenminister Schönbohm kündigte weitere Aktionen gegen die Szene an. „Rechtsfreie Räume lassen wir nicht zu“, sagte er. „Das sollte sich jeder aus dem kriminellen Milieu hinter die Ohren schreiben.“

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