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Brandenburg: Rechte Jugendliche randalieren nach Gedenken an 9. November

Stein zur Erinnerung an Synagoge geschändet – 16 Verdächtige festgenommen. Frankfurter kamen am nächsten Morgen zu spontaner Protestkundgebung.

Frankfurt (Oder) - Rund 150 Einwohner haben am gestrigen Vormittag auf einer spontanen Kundgebung gegen die Schändung des Synagogen-Gedenksteins am Vorabend protestiert. Sie waren einem Aufruf von Oberbürgermeister Martin Patzelt (CDU) gefolgt, der die Randale von mehreren Jugendlichen und jungen Männern nach der offiziellen Gedenkfeier zur Pogromnacht vom 9. November 1938 scharf verurteilte. An der Protestkundgebung am Freitag nahmen auch Vertreter der jüdischen Gemeinde in der Oderstadt teil. Trotz des „erschreckenden Angriffs“ fühlten sich die Mitglieder nach wie vor wohl in Frankfurt, hieß es.

Die Polizei hatte nach der Tat 16 Personen festgenommen. Gegen sie hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Landfriedensbruches eingeleitet, teilte Oberstaatsanwalt Ulrich Scherding mit. Die beantragten Haftbefehle lehnte das Amtsgericht gestern Abend aber ab.

Wie Augenzeugen und Polizei berichteten, bot der Gedenkstein für die 1938 zerstörte Synagoge rund eine Stunde nach dem Ende der Gedenkfeier am Donnerstagabend ein Bild der Verwüstung. Zuvor abgelegte Kränze und Blumen lagen zerrissen und zertreten im Straßendreck. Kerzen und Grablichter waren von den Tätern zerstört und weggeworfen worden. Die von aufmerksamen Passanten gerufene Polizei konnte zwei Jugendgruppen als Tatverdächtige stellen. Die eine konnte zunächst zwar flüchten, wurde aber von der Polizei wenig später festgenommen. Noch während der Ermittlungen auf dem Platz wurde aus einer als Zeugen befragten Gruppe mehrfach laut „Sieg heil!“ gerufen, worauf die Polizei auch diese Gruppierung in Gewahrsam nahm. Bei den Festgenommenen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren soll es sich laut Polizei um „bekannte Personen der rechten Szene“ handeln.

Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sprach am Freitag von einer „unerträglichen Provokation“, Oberbürgermeister Patzelt bezeichnete die Schändung als „unsäglich frevelhafte Tat“. Sie verletzte die Gefühle der großen Mehrheit und schade dem Ansehen der Stadt. Von Jahr zu Jahr fänden sich immer mehr Menschen am Gedenkstein ein, um an verfolgte und ermordete jüdischen Mitbürger zu erinnern. Doch „der ruchlose Vorfall zeigt leider, dass in manchen Köpfen immer noch Vorurteile und Hass stecken, die dann zu Gewaltausbrüchen führen“, sagte Patzelt. „Gestern war es Gewalt gegen Sachen, sie kann schnell in Gewalt gegen Menschen umschlagen.“ Es sei daher wichtig, sich noch intensiver um junge verführbare Menschen zu kümmern.

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