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Brandenburg: Rechter verprügelt Gedenkstättenleiter

RHEINSBERG .Der Leiter der Tucholsky-Gedenkstätte in Rheinsberg, Peter Böthig, ist in der Nacht zum vergangenen Mittwoch von einem Rechtsradikalen zusammengeschlagen worden.

Von Frank Jansen

RHEINSBERG .Der Leiter der Tucholsky-Gedenkstätte in Rheinsberg, Peter Böthig, ist in der Nacht zum vergangenen Mittwoch von einem Rechtsradikalen zusammengeschlagen worden.Böthig wurde mitten in der Kleinstadt mit Faustschlägen sowie Tritten mißhandelt.Der 40jährige erlitt mehrere Prellungen sowie Blutergüsse und mußte ins Krankenhaus gebracht werden.Kurz vor dem Angriff auf Böthig hatte der Rechtsradikale zwei Berliner als "Kanakenschweine" beschimpft und einem der beiden Touristen einen Fausthieb versetzt.Der polizeibekannte, 18 Jahre alte Täter wurde festgenommen.Er soll heute schon in einem beschleunigten Verfahren abgeurteilt werden.Gedenkstätte und Stadtverwaltung zeigten sich nach dem neuerlichen rechtsradikalen Überfall entsetzt.

Die Staatsanwaltschaft Neuruppin wollte gestern zunächst einen Racheakt der rechten Szene nicht ausschließen.Etwa eine Stunde vor dem Überfall auf Böthig ging in der Gedenkstätte eine Veranstaltung zu Ende, in der auch über Ausländerfeindlichkeit diskutiert worden war.Nach der stundenlangen Vernehmung glaube er aber nicht mehr an einen Zusammenhang, meinte dann der Leitende Oberstaatsanwalt von Neuruppin, Gerd Schnittcher.

Der aus Rheinsberg stammende Täter habe gesagt, er kenne weder die Gedenkstätte noch deren Leiter.Schnittcher geht davon aus, daß der Schläger eine "normale Straftat" begangen hat.Ursache seien "starke Aggressionen" gewesen.Laut Oberstaatsanwalt wurde der Rechtsradikale an jenem Abend vom Wachschutz aus dem Rheinsberger Schloßpark hinausgeworfen.Später habe er auch zwangsweise ein italienisches Restaurant verlassen müssen.Bei den Vernehmungen habe der Kurzhaarige geäußert, es sei für ihn "ein total beschissener Tag" gewesen, berichtete Schnittcher.

Der Schläger war mit einer Gruppe von vier Gleichgesinnten unterwegs.Gegen den 18jährigen läuft bereits ein anderes Verfahren wegen Volksverhetzung und Beleidigung.Nach Angaben von Schnittcher hatte der "stark fremdenfeindliche" Mann im Mai zwei Deutsche angepöbelt, weil er sie für Ausländer hielt.Beim Angriff auf den Leiter der Gedenkstätte war der Rechtsradikale alkoholisiert.Die Blutprobe habe 1,68 Promille ergeben, teilte Schnittcher mit.

Erst im vergangenen Mai war in Rheinsberg eine Berliner Schulklasse in Rheinsberg von Rechtsradikalen attackiert worden.Die erneuten Überfälle empfindet die Stadtverwaltung als herben Rückschlag."Wir bekommen ja schon Anrufe und Briefe von Privatpersonen und auch Reisebüros, die Rheinsberg meiden wollen", berichtete der stellvertretende Bürgermeister, Arno Smilgies.

Recherchen des Tagesspiegels ergaben im letzten Jahr, daß Rheinsberg und Umgebung immer wieder Schauplatz rechtsextremistischer Umtriebe waren.So berichteten Einwohner, Neonazis hätten in einer Nacht ihren Geländewagen auf einer der nach Rheinsberg führenden Straßen quergestellt und mit dem Ruf "Halt, SS! Ausweiskontrolle!" einen Rheinsberger gestoppt.In der Tucholsky-Gedenkstätte hieß es außerdem, Peter Böthig sei vor etwa vier Jahren in Rheinsberg von Rechtsradikalen angepöbelt worden.Danach habe es aber keine weiteren Zwischenfälle gegeben.

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