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Brandenburg: Rechtsextremismus: Brandenburger Jugendliche sollen von Noel Martins Schmerzensgeld profitieren

Der querschnittsgelähmte Brite Noel Martin will mit seinem Schmerzensgeld Reisen für ausländerfeindlich gesinnte Brandenburger Jugendliche in seine Heimatstadt Birmingham organisieren. Das sei sein Beitrag zum kürzlich gegründeten "Noel-Martin-Fonds", sagte er am Montag zum Abschluss seines zehntägigen Besuches in Mahlow (Teltow-Fläming), wo er vor fünf Jahren Opfer eines rechtsradikalen Überfalls wurde.

Der querschnittsgelähmte Brite Noel Martin will mit seinem Schmerzensgeld Reisen für ausländerfeindlich gesinnte Brandenburger Jugendliche in seine Heimatstadt Birmingham organisieren. Das sei sein Beitrag zum kürzlich gegründeten "Noel-Martin-Fonds", sagte er am Montag zum Abschluss seines zehntägigen Besuches in Mahlow (Teltow-Fläming), wo er vor fünf Jahren Opfer eines rechtsradikalen Überfalls wurde. Das Potsdamer Landgericht hatte die beiden Täter verurteilt, dem vom Hals abwärts gelähmten Martin 500 000 Mark Schmerzensgeld und eine monatliche Rente von 1000 Mark zu zahlen.

Martins Anwalt Volker Ratzmann rechnet zwar nicht damit, dass die Täter das Schmerzensgeld tatsächlich aufbringen. Jedoch wolle man zumindest die laufenden Zahlungen durchsetzen. Während einer der Täter noch im Gefängnis sitzt, hat der andere in der vorigen Woche die Zahlung von monatlich 300 Pfund (970 Mark) angekündigt. Laut Ratzmann bleibt der Anspruch des Opfers 30 Jahre lang gültig.

Tief enttäuscht äußerte sich Martin über sein Treffen mit dem Mahlower Bürgermeister und einer im Ort lebenden türkischen Familie am vergangenen Sonntag. Martin hatte das Treffen arrangiert, um den ehrenamtlichen Bürgermeister Werner la Haine mit dem alltäglichen Rassismus in seiner Gemeinde zu konfrontieren. La Haine hatte mehrfach erklärt, Rassismus sei in Mahlow kein Problem mehr. Auf die Forderung nach besserem Schutz für die betroffene Familie habe der Bürgermeister geantwortet, man wolle Demokratie anstelle eines Polizeistaates. "Das ist eine Demokratie für die Neonazis, aber nicht für die Opfer", sagte Martin dazu. Der Bürgermeister habe während der vergangenen fünf Jahre genug Zeit für Veränderungen gehabt, ohne sie zu nutzen. "Auch einen ehrenamtlichen Job sollte man gut machen - oder den Platz einem anderen überlassen", sagte Martin, der das Verhalten der Verantwortlichen als Kartell des Leugnens beschrieb.

Sein Anwalt kritisierte in diesem Zusammenhang auch Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), der sich nicht mit Martin getroffen hatte: "Es hätte dem Innenminister gut angestanden, sich zu zeigen."

Die Brandenburger Ausländerbeauftragte Almuth Berger dankte Martin dafür, "dass er es auf sich genommen hat, hierher zu kommen". Sein Besuch habe den Menschen endlich eine offene Diskussion über den Rechtsextremismus im Land aufgezwungen. Noel Martin sagte: "Hoffentlich war mein Besuch nicht umsonst. Ich erwarte Ergebnisse zu sehen, wenn ich in einem oder in zwei Jahren wiederkomme."

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