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Rheinsberg: Ein Kernkraftwerk der klugen Ideen

Spätestens 2013 sollen die Atomanlagen in Rheinsberg abgerissen sein Auf dem Gelände könnte ein Klimaforschungszentrum für Firmen entstehen

Rheinsberg – Brandenburg will seine weltweite Rolle in der Klimaforschung ausbauen und plant nun ein neues Labor: Mit einem „Innovationszentrum für Klimafolgenanpassung“ auf dem Gelände des früheren Kernkraftwerks Rheinsberg sollen Unternehmen fit gemacht werden für neue Märkte. Bislang ist Brandenburg mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und dem neuen Spitzenforschungsinstitut für Klimawandel, Erdsystem und Nachhaltigkeit (IASS) in der Landeshauptstadt vor allem in der Wissenschaft führend. „Was fehlt, ist die Anwendung“, sagt Rainer Voß von der Fachhochschule Wildau (Dahme-Spreewald). „Ein solches Zentrum wäre in Deutschland einmalig.“

Rainer Voß hat im Auftrag der bundeseigenen Energiewerke Nord GmbH, die die Atomanlagen der früheren DDR zurückbauen, eine Konzept für Rheinsberg entwickelt. Bis 2012, spätestens 2013, sollen dort alle radioaktiven Reste des ersten wirtschaftlich genutzten Kernkraftwerks der DDR entfernt sein. Doch was dann mit der Fläche und bestehenden Gebäuden am Rande des Großen Stechlinsees geschieht, war bislang unklar.

Bei der Landesregierung und Kommunalpolitikern stoßen die neuen Pläne auf Zustimmung: „Wenn das PIK in Potsdam die Software entwickelt, dann wird in Rheinsberg die Hardware entwickelt“, sagt der zuständige Abteilungsleiter im Umweltministerium, Günter Hälsig. „Wir müssen uns Anpassungsstrategien öffnen, desto eher haben wird einen Vorsprung im Wettbewerb.“

Inoffiziell heißt es, dass die einzelnen Ressortleiter im Kabinett äußerst angetan seien von der Idee. Die Rede ist von Wissenschaftsministerin Johanna Wanke, Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (beide CDU) und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD). Nach außen ist die Landesregierung aber zurückhaltend.

Denn noch sind die Pläne vage. Unternehmen und Wissenschaft sollen zusammengeführt, Firmen beraten, Produkte entwickelt und demonstriert oder Wissenstransfer organisiert werden. Eine Firma für Geothermie soll bereits Interesse an dem Standort gezeigt haben. Voß stellt sich vor, dass Firmen dort etwa neue Baustoffe wie Dachziegel entwickeln und erproben, die den künftigen Wetterextremen angepasst sind. Oder dass an neuartigen Heiz- und Kühlsystemen für Häuser oder neuen Bewässerungsanlagen für Wälder und Landwirtschaft getüftelt wird. Das Vorhaben sei aber noch nicht ausgereift, sagt der Wissenschaftler, der in Wildau das Institut für Regionale Innovationsforschung leitet. Von Voß stammt auch die Idee für den Biotechnologiepark in Luckenwalde (Teltow-Fläming), wo sich internationale Unternehmen angesiedelt haben; der Landkreis ist wirtschaftlich inzwischen führend im Land.

Die Kommunalpolitik muss nun die Menschen in der Region überzeugen – auch die Gegner. Skeptisch ist etwa der Naturschutzbund in Brandenburg. Dessen Landeschef Tom Kirschey betont, nach geltendem Recht müsste dort, wo das KKW stand, eine grüne Wiese entstehen, und das Areal ins Naturschutzgebiet Stechlin integriert werden.

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