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Pfarrgarten

© ddp

Saxdorf: Das Paradies in Pfarrers Garten

Zwei Freizeit-Botaniker haben in Saxdorf eine außergewöhnliche Grünanlage geschaffen. Doch bei aller Freude über die Begeisterung der Besucher für den Pfarrgarten machen sich die beiden Gartenfreunde auch Sorgen.

Saxdorf - Den deutlichsten Unterschied zu anderen Gartenanlagen merkt der Besucher des Pfarrgartens in Saxdorf an den Füßen. Denn er läuft hier nicht auf glatten, asphaltierten Wegen, sondern wie auf Samt. Während anderswo die Rasenflächen nicht betreten werden dürfen, dienen sie in diesem ungewöhnlichen Schmuckstück zwischen Bad Liebenwerda und Mühlberg im äußersten Südwesten Brandenburgs als Wege. Auf ihnen entdeckt der Spaziergänger ständig neue Blumen, Stauden, Kakteen, Hecken und Büsche in einer faszinierenden Farbenpracht und eine Fülle von Bambus- und Obstbäumen. Unvermittelt steht er dann auf etwas größeren Rasenteppichen. Sie werden von grünen Pflanzenwänden so eingefasst, dass der Gedanke an ein Zimmer nahe liegt. Tische und Stühle für einen Kaffee mit Kuchen verstärken noch diese Vorstellung.

Natürlich funktionieren solche Rasenwege nur bei einer geringen Besucherzahl. Die hält sich mit jährlich rund 5000 Gästen tatsächlich in Grenzen, so dass sich das Gras die ganze Saison über im schönsten Grün zeigt. Wer sich aber nach Saxdorf auf den Weg macht, erlebt nicht nur einen Pfarrgarten mit rund 3000 verschiedenen Pflanzen. Fast genauso interessant wie das kleine Pflanzenparadies sind die Geschichten darüber, die die beiden Gartenschöpfer erzählen.

Hanspeter Bethke, Maler und Grafiker, brachte 1967 im damals vernachlässigten Pfarrgarten die erste Pflanze in den Boden, während sein Partner Karl-Heinrich Zahn im gleichen Jahr die Stelle des Pfarrers in der um 1230 entstandenen Saxdorfer Kirche übernahm. „Vor Saxdorf versuchte ich mich mit einem botanischen Schrebergarten in Halle an der Saale“, sagt Bethke. „Aber der Platz war dort zu klein, so dass ich mich gern in das Saxdorfer Projekt stürzte.“ Die erste Pflanze – eine Magnolie – hatte er vom Direktor des Wörtlitzer Parks bei Dessau erhalten. Den kannte er von seinen Malstudien. „Von der Malerei zur Gartenkunst ist es ja nur ein kurzer Schritt, so dass wir schnell auf einer Wellenlänge lagen“, erinnert sich der 1935 in Magdeburg geborene Künstler.

Um viele Pflanzen ranken sich Episoden. So gab es in der DDR keine großen Garten- und Baumärkte, die sich heute mit ihren Angeboten überbieten. Vieles wurde getauscht, eben auch Samen, Zwiebeln oder Absenker. So manche Staude stammt direkt aus dem Reich des bekannten Potsdamer Züchters Karl Förster. Auch auf Friedhöfen holten sich Bethke und der 1939 in Pommern geborene Pfarrer Zahn Anregungen. Zum Internationalen Frauentag am 8. März, wenn viele Männer oft vergeblich nach Blumen für ihre Partnerinnen Ausschau hielten, fuhren die Saxdorfer mit selbst gefertigten kleinen Buketts auf den Leipziger Hauptbahnhof. Dort verkauften sie die Raritäten, um mit dem Geld neue Pflanzen zu erwerben. Seit mehr als drei Jahrzehnten organisieren sie zudem Konzerte in der Kirche oder später im neuen Gemeindehaus direkt am Garten. Manchmal kommen da bis zu 150 Gäste zusammen.

Bei aller Freude über die Begeisterung der Besucher für den Pfarrgarten machen sich die beiden Gartenfreunde doch Sorgen. „Wir sind im fortgeschrittenen Alter“, sagt Pfarrer Zahn. „Aber allein mit einer Ganz- und einer Halbtagsstelle wie jetzt ist so ein Garten nicht zu halten.“ An manchen Tagen etwa muss das kleine Paradies dreimal gewässert werden. „Vielleicht können wir unser Werk ja in gute Hände begeben, und die Behörden in der Umgeben helfen uns dabei“, hofft der Pfarrer. Der Saxdorfer Pfarrgarten hätte es verdient.

Am 9. August wird ab 10 Uhr im Garten das Bambusfest mit Kaffee und Kuchen und Programmen gefeiert. Um 16 Uhr beginnt ein Konzert mit dem Franz Lesch Ensemble aus Potsdam. Der Garten ist bis Ende Oktober mittwochs, sonnabends und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2 Euro. Weitere Infos unter Tel. 035 341/21 52, www.saxdorf.de

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