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Brandenburg: Schicksalstag fürinsolventen Cargolifter naht

Freitag entscheiden Gläubiger über Erhaltung oder Abwicklung

Von Sandra Dassler

Brand. Bis zuletzt hat Ralf W. gehofft. Vor zwei Jahren erwarb der Cottbuser einige Aktien der Cargolifter AG, die im Mai 2000 an die Börse gegangen war. „Das war doch so ziemlich das einzige brandenburgische Unternehmen, in das es sich lohnte zu investieren“, sagt Ralf W.: „Mich hat vor allem die Vision überzeugt. Da waren Menschen am Werk, die noch träumen konnten.“

Am Freitag dieser Woche könnte der Traum endgültig zu Ende sein. Dann nämlich entscheiden die Gläubiger des Luftschiffbauers in Cottbus darüber, ob sie einem Fortführungs- und Erhaltungskonzept zustimmen, das Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning vorlegen will. Oder ob sie das Unternehmen in die Abwicklung schicken.

Gestern wurde bekannt, dass der Hauptgläubiger von Cargolifter, die brandenburgische Landesinvestitionsbank (ILB), alle Förderbescheide für das Unternehmen widerrufen hat. „Ein ganz normaler Vorgang“, kommentierten übereinstimmend Sprecher des Unternehmens und des Landes und verwiesen darauf, dass die ILB wie jeder andere Gläubiger ihre Forderungen anmelden muss. Immerhin handle es sich um rund 40 Millionen Euro, mit der das Land den Bau der Produktionsanlage unterstützt habe. Eine Vorentscheidung über das Verhalten auf der Gläubigerversammlung am Freitag sei der Widerruf deshalb nicht, hieß es. Da müsse man das Sanierungskonzept abwarten.

Insolvenzverwalter Mönning hält sich, was das Konzept angeht, bedeckt. In den vergangenen Wochen soll er unter anderem mit dem britischen Luftschiffbauer Advanced Technologies Group (ATG) verhandelt haben. Das Unternehmen galt als Hauptkonkurrent von Cargolifter und hat bereits ein 41 Meter langes Luftschiff gebaut. ATG verfügt also über entsprechendes Know-how. Was den Briten angeblich fehlt, ist eine moderne Produktionshalle wie in Brand. Allerdings gilt ATG, das zur Zeit 35 Mitarbeiter beschäftigt, nicht gerade als zahlungskräftig. Brandenburgs Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß (CDU) hatte erst am vergangenen Sonnabend erklärt, das Land könnte Cargolifter nur dann unterstützen, wenn Aktionäre oder Investoren privates Kapital in Höhe von etwa 50 Millionen Euro aufbringen würden.

Das erscheint inzwischen vielen als illusorisch, zumal sich großspurige Ankündigungen des einen oder anderen selbst ernannten Investors in den vergangenen Wochen als Schall und Rauch erwiesen. Selbst notorische Optimisten sehen eine Chance deshalb lediglich in einem stark abgespecktem Konzept zur Erhaltung des Standorts. So könne beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) und einem vom Landkreis Dahme-Spreewald betriebenen Kompetenzzentrum für Luft- und Raumfahrt wenigstens der kleine Bruder des Luftschiffes, der Transportballon CL 75, produziert werden. Der so genannte Aircrane war bereits im Oktober 2001 fertiggestellt worden, das Unwetter vom 10. Juli 2002 hatte den Prototyp jedoch völlig zerfetzt.

In Cottbus erwartet man die nicht öffentliche Gläubigerversammlung jedenfalls mit großer Spannung. Ralf W., der als Kleinaktionär zwar daran teilnehmen, aber nicht über das Konzept abstimmen darf, ist realistisch: „Vielleicht kann man jetzt noch ein paar Arbeitsplätze erhalten. Der Traum von einem Großluftschiff, das bis zu 160 Tonnen bewegen kann, ist aber vorbei. Das kann nur noch ein Wunder zum Fliegen bringen.“

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