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Brandenburg: Schiffbruch im Hafen

Von Claus-Dieter Steyer Schildbürger sterben in Brandenburg offensichtlich nie aus. Das neueste Kapitel wird derzeit in der Oderstadt Schwedt geschrieben.

Von Claus-Dieter Steyer

Schildbürger sterben in Brandenburg offensichtlich nie aus. Das neueste Kapitel wird derzeit in der Oderstadt Schwedt geschrieben. Obwohl sich deren Bürgermeister Peter Schauer (SPD) gegen einen solchen Vergleich wehrt, sprechen die Tatsachen rund um den im Herbst vergangenen Jahres eröffneten Hafen für sich.

Die Geschichte begann harmlos. Da machten sich Bürgermeister, Stadtparlament, Landtagsabgeordnete und Unternehmer vor Jahren viele Gedanken um die Zukunft des wankenden Industriezentrums. Als größtes Problem wurde die Infrastruktur erkannt. Straßen und Eisenbahn lockten keinen neuen Investor an. Dabei dürstet die Gegend in und um Schwedt mit einer Arbeitslosenquote zwischen 20 und 25 Prozent nach neuen Jobs.

In dieser Situation wird die Idee eines neuen Hafens geboren. Große Schiffe sollen von der 60 Kilometer entfernten Ostsee bis in die Kleinstadt fahren können. Bei dieser Aussicht müssten sich doch neue Unternehmer für Schwedt interessieren.

Das Geld schien kein Problem zu sein. Mit Hinweis auf die schwierige wirtschaftliche Lage öffneten die Behörden bei der EU, beim Bund und beim Land ihre Kassen. Gut 31 Millionen Euro flossen in den Hafen. Viel Geld kosteten Maßnahmen zum Schutze des nahen Nationalparks. Deshalb wurde der alte Hafen nicht erweitert, sondern andernorts in der Stadt ein Neubau hingestellt. Alle Einwände, wonach sich die Binnenschifffahrt noch auf Jahre gegenüber Lkw und Bahn im Hintertreffen befindet, hatten keine Chance.

Doch spätestens bei der Hafeneröffnung zeigte sich das ganze Dilemma, das jetzt auch den Landesrechnungshof auf die Palme brachte. Der Hafen kann von den Schiffen, für die er gebaut worden war, gar nicht erreicht werden. Der zehn Kilometer lange Kanal zwischen Schwedt und der Oder ist zu flach und zu schmal. Kein Problem, argumentiert die Stadt: Bauen wir den Kanal einfach aus. Doch er führt mitten durch den Nationalpark. Eine Verbreiterung würde Natur vernichten, von den Kosten ganz zu schweigen.

Aber selbst nach der Ausbaggerung wäre der nächste Schildbürgerstreich komplett. Denn die Ostseeschiffe müssten durch Stettin fahren, wo niedrige Straßen- und Eisenbahnbrücken die Durchfahrt stoppen. Die Schwedter Experten ficht das nicht an. Sie wollen die Schiffe nun auf einem Fluss an Stettin vorbeifahren lassen. Diese Ausbauarbeiten seien zu machen.

Noch will in Schwedt niemand etwas von einem „Millionengrab“ hören. Doch nicht einmal der in der Stadt ansässige Chemieriese PCK kann den neuen Kai ausreichend nutzen. Es fehlt eine Schienenanbindung.

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