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Brandenburg: Schulen gedenken der Opfer von Erfurt

Potsdam. An Brandenburgs Schulen ist am Montag der Opfer des Amoklaufs im Erfurter Gutenberg-Gymnasium gedacht worden.

Potsdam. An Brandenburgs Schulen ist am Montag der Opfer des Amoklaufs im Erfurter Gutenberg-Gymnasium gedacht worden. Nach Angaben von Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) fanden „an der überwiegenden Zahl der Schulen Schweigeminuten sowie Gespräche zwischen Lehrern und Schülern“ über das Drama statt. Schulleiter erklärten, dass jetzt „nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden“ könne. Reiche selbst besuchte das Emil-Fischer-Gymnasium in Schwarzheide und die Potsdamer Voltaire-Schule. Er ermunterte dazu, Gespräche fortzusetzen: Eine so große Betroffenheit und einen so starken Wunsch nach Gesprächen habe er bisher nicht erlebt.

Unterdessen löste die PDS einen Streit über die politischen Konsequenzen aus dem Amoklauf aus: Vize-Parteichef Harald Petzold forderte die Landesregierung auf, ihren bisherigen bildungspolitischen Kurs zu korrigieren. Statt „Schulschließungen und Lehrerstellenabbau“ forderte er kleinere Klassen und eine Entlastung der Lehrkräfte, „damit sie sich um die Sorgen und Nöte ihrer Schülerinnen und Schüler tatsächlich individuell kümmern und notwendige Kommunikation mit den Eltern herstellen können“. Statt Repression und Leistungsdruck müssten „durch das pädagogische Herausarbeiten von Lernerfolgen“ Leistungsbereitschaft und Selbstwertgefühl bei Schülern erhöht werden. Reiche sagte, angesichts der Erfurter Geschehnisse sei es unangemessen, jetzt alte Forderungen aufzumachen, die damit nichts zu tun hätten. Schule vertrage auch nicht ständig neue Konzepte: Nach der Pisa-Studie sei gefordert worden, Schluss mit der Kuschelpädagogik, mehr Leistungspädagogik. Jetzt werde wieder das Gegenteil verlangt.

Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, Dierk Homeyer, hält wie andere Koalitionspolitiker auch eine Verschärfung des Waffengesetzes für „dringend notwendig“. Es sei nicht nachvollziehbar, dass ein 19-Jähriger zwei Kurz- und Langwaffen besitzen durfte, ohne dass die Notwendigkeit geprüft wurde. Die Mitgliedschaft in einem Sportschützenverein reiche dafür nicht aus. Homeyer forderte, die Hürden für Waffenbesitz deutlich zu erhöhen. Allerdings ist sich die Koalition einig, dass besondere Sicherheits- oder Waffenkontrollen in Schulen keine Lösung sind. Man könne die Schulen nicht zu „Hochsicherheitstrakts“ ausbauen, sagte Reiche. Viel wichtiger seien Schritte zum Abbau der Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen. Die Deutsche Polizeigewerkschaft Brandenburg argumentierte, dass ein schärferes Polizeigesetz wenig bringe, wenn es nicht durchgesetzt werden könne. In Brandenburg gebe es kaum Kontroll- und Überprüfungspersonal. Der Schützenbund warnte davor, die Ursachen für das Verbrechen von Erfurt „in der Existenz von Schützenvereinen zu suchen“. Man wehre sich gegen alle Darstellungen, „die diese Bluttat eines Wahnsinnigen, der in Gewaltvideos seine Vorbilder fand, in Verbindung mit unserem Sport bringen“. Michael Mara

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