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Brandenburg: Senat: Maut-Umfahren lohnt sich nicht

Ab Sonnabend gilt die Autobahngebühr auch auf dem Stadtring. Mit Verkehrsbehinderungen rechnet die Verwaltung aber nicht

Frankfurt (Oder)/Berlin – Das Fehlen der großen Maut-Kontrollbrücken über den Berliner Autobahnabschnitten täuscht. Auch hier müssen schwere Lkw über 12 Tonnen ab 1. Januar eine Maut in Höhe von 12 Cent pro Kilometer entrichten. Im rund 12 000 Kilometer langen deutschen Autobahnnetz gibt es nur wenige Ausnahmen, auf denen keine Gebühr zu entrichten ist. Berlin gehört nicht dazu.

Ursprünglich hatte der Senat eine solche Befreiung verlangt, weil er ein Ausweichen von Lastwagen auf Nebenstraßen befürchtete. „Wir sehen diese Gefahr heute nicht mehr“, sagte gestern eine Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung. „Es macht aus unserer Sicht keinen Sinn, innerhalb der Stadt die Autobahn zu verlassen. Die ersparten Mautbeträge liegen in keinem Verhältnis zu längerer Fahrtzeit und höherem Benzinverbrauch durch die Nutzung von Bundes- oder Stadtstraßen.“ Die 11,4 Kilometer lange Strecke zwischen dem Dreieck Funkturm und der Ausfahrt Zehlendorf auf der Avus koste beispielsweise knapp 1,40 Euro.

Auch die Fachvereinigung Güterverkehr des Berliner und Brandenburger Verkehrsgewerbes erwartet keine verstärkten Lastwagenkolonnen auf den Nebenstraßen. „Der Termindruck der Speditionen ist viel zu hoch. Die Zeit ist entscheidend“, meinte Geschäftsführer Harry Hanigk. „Autobahnen sind nun einmal auch in Berlin die schnellsten Verkehrswege.“

Nach Angaben Hanigks besitzen 80 Prozent der hiesigen Speditionen automatische Erfassungsgeräte, die so genannten On Boards Units (Obus). Von diesen werden die gefahrenen Autobahnkilometer an Satelliten gemeldet und abgebucht. Wer keine Obus besitzt, muss an einem Terminal in Tankstellen, Raststätten oder an Grenzübergängen seine Route bezahlen oder das Internet nutzen. Vor allem ausländische Lastwagenfahrer werden vermutlich so vorgehen. Überprüft wird ihre Ehrlichkeit mit Überwachungsbrücken über Autobahnen. „Wir brauchen nach den Brücken Parkplätze, um die Mautpreller abkassieren zu können“, hieß es von der zuständigen Bundesanstalt für Güterverkehr (BAG). Der Berliner Stadtring hat aber keine Parkplätze. Die BAG konzentriert sich deshalb auf mobile Kontrollen aus Kleintransportern heraus, die während der Fahrt prüfen, ob ein Lkw die Maut bezahlt hat. Falls nicht, wird er an geeigneten Stellen herausgewunken.

Es wird sich zeigen, ob osteuropäische Speditionen nicht doch an der Maut sparen und Umwege auf engen Berliner Straßen oder Brandenburger Bundesstraßen in Kauf nehmen. Das befürchtet der ADAC. Auf der rund 100 Kilometer langen Strecke von der Grenze bei Frankfurt (Oder) und Berlin läge die Ersparnis bei rund zwölf Euro. Harald Lindlar vom Maut-Betreiber Toll Collect weist aber darauf hin, dass das Bundesverkehrsministerium jederzeit auch Bundesstraßen mautpflichtig machen könnte, falls sie als Ausweichstrecke missbraucht würden. Außerdem könnte für diese Straßen ein Lkw-Fahrverbot verhängt werden.

Die Kritik osteuropäischer Fahrer, die an den Maut-Automaten an der Grenze nach Polen nur Angaben in Deutsch, Englisch, Französisch und Polnisch finden, wies der Toll-Collect-Sprecher zurück. Große Speditionen hätten Handbücher in 23 Sprachen erhalten. Auch das Bundesverkehrsministerium verteidigte den Verzicht etwa auf Russisch. Man habe die vier ausgewählten Sprachen als die wichtigsten befunden und bleibe dabei.

Wie die Maut in der Realität ankommt, wird man erst ab Sonntag um 22 Uhr sehen. Bis dahin gilt das Lkw-Fahrverbot an Sonn- und Feiertagen.

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