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Serie Naturerlebnis Brandenburg: Berlins vergessenes Olympia-Dorf

Direkt gegenüber der Döberitzer Heide wurde 1936 das Olympische Dorf für 4000 Athleten errichtet. Die Nationalsozialisten planten schon während des Baus daraus eine Infanteristenschule daraus zu machen.

Der Architekt hatte für die Naturnähe seines Dorfes vor mehr als 75 Jahren an alles gedacht: Zwischen den Häusern fand sich viel Grün, Spazierwege führten unter einem dichten Blätterdach zu einem künstlichen See mit reichlich Platz zum Picknicken und Grillen unter freiem Himmel, das Restaurant passte sich trotz seiner ungewöhnlich großen Ausmaße recht harmonisch in die Landschaft ein und die Schwimmhalle konnte dank einer sich gänzlich öffnenden Fensterfront die frische Sommerluft einfangen.

Bei dieser ungewöhnlichen Siedlung handelt es sich um das Olympische Dorf der Spiele von 1936 in Berlin. Der Architekt Werner March hatte dafür ein großes Gelände nördlich der heutigen Bundesstraße 5 und damit gegenüber der Döberitzer Heide gestaltet.

Die Entscheidung für das hinter der Grenze zu Spandau und damit 14 Kilometer vom Olympiastadion entfernte Gebiet war ganz bewusst getroffen worden. Es stand schließlich schon frühzeitig fest, dass auf die Olympiateilnehmer gleich Soldaten der Wehrmacht folgen würden. Wo sich eben noch 4000 männliche Athleten auf ihre Wettkämpfe vorbereiteten, eröffneten die Nazis eine Heeresinfanterieschule. Die Folgen des wenig später begonnenen Krieges zeigten sich auch im Olympiadorf: Verletzte Soldaten kurierten in dem zum Lazarett umgestalteten „Speisehaus der Nationen“ ihre Leiden.

„Wenn wir in diesem Sommer an die Wettkämpfe vor 75 Jahren erinnern, blenden wir die propagandistischen Ziele der Nazis natürlich nicht aus“, sagt Martin Honerla, Chef der Stiftung für gesellschaftliches Engagement der Deutschen Kreditbank, der das Grundstück gehört. „Denn im Olympiadorf sollte auch eine heile Welt vorgegaukelt werden.“

Besucher können sich auf Rundgängen davon täglich ab 10 Uhr ein Bild machen. So wurde die Unterkunft für den amerikanischen Leichtathletik-Star Jesse Owens originalgetreu hergestellt. Das Zweibettzimmer bot einen für die damalige Zeit erstaunlichen Komfort. In der Schwimmhalle gegenüber laufen bis Jahresmitte noch Restaurierungsarbeiten, nachdem ein Brand nach dem Abzug der russischen Soldaten 1993 erheblichen Schaden angerichtet hatte. Ste.

Weitere Informationen im Internet unter www.dkb-stiftung.de

Stefan Kaiser

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