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Brandenburg: Spätere Heirat nicht ausgeschlossen

Frankfurt (Oder) will mit Eisenhüttenstadt fusionieren

Frankfurt/Eisenhüttenstadt. Die Finanznot der Brandenburger Städte führt zu phantasievollen Überlegungen. So hat der Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder) jetzt ernsthaft eine Fusion mit dem 20 Kilometer entfernten Eisenhüttenstadt ins Gespräch gebracht. „Wenn sich zwei Schwache zusammenschließen, sind sie gewiss stärker“, sagt Martin Patzelt (CDU). Er sehe angesichts der katastrophalen Haushaltslage für seine Stadt nur drei Lösungsvarianten: Es gibt mehr Geld aus der Landeskasse, die beiden Nachbarkreise Märkisch Oderland und Oder- Spree schließen sich mit Frankfurt zusammen oder Frankfurt fusioniert mit Eisenhüttenstadt.

„Da sich die beiden ersten Vorschläge wohl kaum schnell verwirklichen lassen, hat der Oberbürgermeister eben den Zusammenschluss der beiden größten Städte an der Oder vorgeschlagen“, erklärt Pressesprecher Heinz-Dieter Walter.

Frankfurt zählt knapp 70 000 Einwohner, Eisenhüttenstadt rund 39 000. Beide Orte haben seit der Wende eine dramatische Abwanderungen vor allem junger Menschen verkraften müssen. Denn Anfang der Neunzigerjahre träumte Frankfurt von der Überschreitung der 100 000-Marke, in Eisenhüttenstadt wohnten damals noch 52 000 Menschen. Daran zeigen sich am deutlichsten die Verluste auf dem Arbeitsmarkt.

Zwischen den möglichen Hochzeitspartnern liegen entlang der Bundesstraße 112 noch mehrere Dörfer, darunter Brieskow-Finkenheerd. Außerdem trennt beide Städte die im Oderhochwasser 1997 überschwemmte Ziltendorfer Niederung. Hier soll nach dem Willen des Verkehrsministeriums eine neue Straße und eine neue Brücke nach Polen gebaut werden. Doch Frankfurt und Eisenhüttenstadt streiten noch über den exakten Verlauf der Trasse.

Ein Fusion, die nach dem Willen von Oberbürgermeister Patzelt die Identität der beiden Orte bewahren soll, würde zweifellos Einsparungen bringen. Man bräuchte nur noch einen Oberbürgermeister, ein Stadtparlament, ein Einwohnermeldeamt und könnte sich auch bei anderen Behörden einen weniger umfangreichen Apparat leisten.

Die Eisenhüttenstädter Verwaltung zeigte sich gestern überrascht vom Vorstoß aus Frankfurt. „Das ist wohl der Hilferuf einer in tiefen Schwierigkeiten steckenden Stadt“, meinte Pressesprecher Torsten Gottschlag. „Eine Fusion könnte nur ein langfristiges Ziel sein, wenn überhaupt.“ Zuerst müssten Fachleute Vor- und Nachteile prüfen. „Vor allem aber ist die Akzeptanz bei den Bürgern entscheidend“, sagte Gottschlag. Eine Fusion von zwei so unterschiedlichen Städten sei nun einmal nicht mit einem Schnellschuss zu schaffen.

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