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Brandenburg: Spreewald droht Katastrophe: Aggressiver Pilz tötet Erlen

Schon ein Fünftel aller Bäume ist nach einer Studie der TU Dresden befallen Bislang gibt es kein Mittel gegen die eingeschleppten Mikroorganismen

Straupitz – Dem Spreewald droht eine Katastrophe. Ein tödlicher Pilz könnte das wichtigste Brandenburger Tourismusgebiet im schlimmsten Fall zu einem baumlosen Sumpf machen. Der für das menschliche Auge nicht sichtbare Mikroorganismus „Phytophthora“ setzt den Erlen zu und bringt sie zum Absterben. 70 bis 80 Prozent des rund 500 Quadratkilometer großen Gebietes zwischen Lübben und Burg bestehen aus Erlen. Nach Erkenntnissen des Tharandter Instituts für Forstbotanik und Forstzoologie der Technischen Universität (TU) Dresden ist bislang ein Fünftel der Bäume betroffen. Der Pilz breitet sich schnell aus. Vor zwei Jahren waren erst 15 Prozent der Erlen befallen.

Touristen bemerken die bedrohliche Lage noch kaum. Ihr Blick fällt selten in die Wipfel der bis zu 36 Meter hohen Bäume. Doch hier würden sie das Dilemma erkennen: Viele Kronen besitzen wenige oder gar keine Blätter.

„Das die Wurzeln umspülende Wasser verbreitet den Pilz“, sagt Andreas Roloff, Direktor des Forstinstitutes der TU Dresden. „Er dringt in die Rinde ein, unterbricht die Zuckerleitung von den Blättern zu den Wurzeln und nimmt den Bäumen ihre Lebenskraft.“ Durch die Verstopfung der Nahrungsleitungen könne auch nicht mehr genügend Wasser zu den Blättern gelangen.

Roloff vermutet, dass der aggressive Pilz durch Menschen aus Nordamerika in den Spreewald eingeschleppt wurde. Hier habe er sich mit einem anderen Schädling gekreuzt, so dass sich die Bäume gegen den neuen Feind bislang noch nicht wehren konnten. „Unsere Hoffnung liegen auf resistenten Einzelbäumen, von denen wir Stecklinge gewinnen wollen.“ Andere Mittel wie chemische Präparate gebe es nicht.

Im Spreewald selbst ist die Region um Straupitz am nordwestlichen Eingang am stärksten betroffen. An die Stelle der abgestorbenen Erlen werden im günstigsten Fall andere Baumarten wie Esche, Eiche oder die Ulme treten. Das könnte allerdings einige Jahrzehnte dauern. „Falls nicht ein Wunder geschieht, wird der Spreewald sein vertrautes Gesicht verlieren“, meint Institutsdirektor Roloff. Auch in anderen Teilen Deutschlands treibt der Pilz sein Unwesen. In Bayern sind schon 75 Prozent der Erlen an den Flüssen infiziert. Im vergangenen Jahr hat die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald deshalb die Schwarzerle zum „Baum des Jahres“ erklärt. Sie forderte mehr Geld für Forschung, um wirksame Mittel gegen das Absterben der Erlen zu entwickeln.

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