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Brandenburg: Staatsschutz untersucht Angriff auf Kubaner

„Alle Ausländer müssen sterben“, sollen die jungen Cottbuser gebrüllt haben, als sie auf Rafael A. F. einprügelten

Von Daniel Preikschat

Cottbus. Ein 38-jähriger Kubaner ist am frühen Sonnabendmorgen an einer Tankstelle in Cottbus krankenhausreif geschlagen worden. Täter waren offenbar drei Rechtsextreme. Nach Angaben des Opfers sollen die Täter dabei „Alle Ausländer müssen sterben“ gebrüllt haben. Der Staatsschutz ermittelt.

Laut der Polizei konnte sich Rafael A. F. noch in ein Wohnhaus schleppen, wo er von einem Bewohner gefunden wurde. Die Ärzte stellten zwei Rippenbrüche fest, eine Gehirnerschütterung sowie Stauchungen und Prellungen am ganzen Körper. Der Kubaner gab zu Protokoll, dass es für den Streit keinen konkreten Anlass gegeben habe. Die drei jungen Männer seien ihrem Aussehen nach der rechten Szene zugehörig.

Die junge Frau, die zur Tatzeit an der Tankstelle im Stadtteil Sandow Dienst hatte, sagte, sie habe von dem Vorfall nichts mitbekommen. Offensichtlich sind die Schläger hinter der Tankstelle über ihr Opfer hergefallen. Von der Kasse aus kann man den Bereich nicht einsehen. Die Polizei hat Videobänder von der Tankstelle beschlagnahmt.

Hinter der Tankstelle befinden sich mehrere Parkbänke und Grünflächen. Dort hatten Rafael A. F. und sein Bekannter Erwin Mescha kurz zuvor Alkohol getrunken, wie Mescha sagte, der beim Überfall nicht mehr dabei war. Die Bänke hinter der Tankstelle seien Stammplatz der Trinker, was auch Anwohner bestätigen. Der Kubaner sei aber auch in betrunkenem Zustand noch nie gewalttätig oder auch nur aggressiv gewesen, weshalb von den Anwohnern keiner glaubt, dass Rafael A. F. den Streit mit den Jugendlichen vom Zaun gebrochen haben könnte.

An der Tankstelle in Sandow halten sich oft viele Jugendliche auf, da sich in direkter Nähe ein Jugendklub befindet. F.s Bekannter Mescha sagte gestern, er sei auch schon von den Jugendlichen beschimpft worden. Zu Handgreiflichkeiten sei es dabei aber noch nie gekommen. Tankstelle, Jugendklub und Einkaufsmarkt liegen jeweils nur einige hundert Meter voneinander entfernt.

Die neue Cottbuser Oberbürgermeisterin Karin Rätzel (parteilos) reagierte gestern mit Betroffenheit auf den Überfall. Das sei ein Rückschlag für die vielen Bemühungen des „Cottbuser Aufbruchs“ und anderer Ehrenamtlicher um Toleranz und gegen Gewalt. Aber es gebe nichts totzuschweigen. Man müsse klar machen, dass so etwas nicht jeden Tag in Cottbus passiert. Die Stadt dürfe nicht pauschal verurteilt werden. Andererseits, sagte Rätzel, sei es schockierend, dass der Kubaner stundenlang verletzt an der Tankstelle gelegen habe, ohne dass sich jemand um ihn gekümmert habe. Die Cottbuser dürften nicht wegschauen, wenn so etwas geschieht, mahnte Rätzel.

Genau vor einem Jahr war in Cottbus eine iranische Familie überfallen und verletzt worden. Wenige Monate zuvor hatten mehrere Angreifer deutsch-russische Jugendliche beim Aussteigen aus der Straßenbahn beschimpft und geschlagen. Im März 2000 hatten vier Männer einen 26-jährigen Inder in einem Tunnel zusammengeschlagen.

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