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Brandenburg: Stadtplanung in Cottbus: Grünflächen und Spielplätze statt Plattenbauwohnungen

Nur eine grüne Wiese erstreckt sich heute in der Spremberger Vorstadt von Cottbus auf dem Platz, wo früher zwei Plattenbauten aus den 60er Jahren standen. Noch vor vier Monaten hatten dort die maroden Gebäude auf neue Mieter oder die Sanierung gewartet.

Nur eine grüne Wiese erstreckt sich heute in der Spremberger Vorstadt von Cottbus auf dem Platz, wo früher zwei Plattenbauten aus den 60er Jahren standen. Noch vor vier Monaten hatten dort die maroden Gebäude auf neue Mieter oder die Sanierung gewartet. Doch im August entschied die Gebäudewirtschaft Cottbus (GWC) endgültig anders und ließ die Abrissbagger anrollen. Das kommunale Unternehmen mit 23 500 Wohnungen und einem Leerstand von 14 Prozent hatte die Hoffnung auf baldige Lösungen der Politik für den wachsenden ostdeutschen Wohnungsleerstand verloren. Zwölf Millionen Mark muss die GWC jährlich für dieses Problem aufwenden. Für über 5000 Wohnungen können die Vermieter in Cottbus keine Nutzer finden.

Der von der GWC gestartete Plattenbauabriss war der erste größere in Brandenburg, der von einem Unternehmen auf eigene Kosten ohne Fördermittel von Bund und Land erfolgte. Die in der GWC aufgemachte Rechnung wies sofortiges Abtragen als die wirtschaftlich bessere Lösung gegenüber dem Warten auf vielleicht irgendwann ausgereichte Fördermittel aus. 3500 bis 4000 Mark kostete laut der Analyse jede der damals 66 leeren Wohnungen in der Spremberger Vorstadt das Unternehmen jährlich. Bei zwei Blöcken war der 500 000 Mark teure Abriss plus Neugestaltung der Flächen so teuer wie zwei Jahre Leerstand.

Die Stadt hatte dem Konzept erst nach längerem Zögern zugestimmt. Nach dem weitgehenden Abschluss der Arbeiten sieht sich die GWC nun bestätigt. Die Kosten wurden eingehalten, das Unternehmen trug zur Neugestaltung des Viertels bei. Auch die politischen Rahmenbedingungen änderten sich inzwischen kaum, Fördermittel für den Abriss gibt es immer noch nicht. Die vom Bundesbauministerium berufene Expertenkommission befürwortete indes zwar den Abriss von 300 000 bis 400 000 Wohnungen in Ostdeutschland. Der Zeitraum von zehn Jahren erscheint wegen der angespannten Wirtschaftslage vielen Unternehmen zu lang. Ein Programm des Ministeriums liegt noch fern; über Finanzierung und Ausführungsbestimmungen streiten Bund, Länder, Kommunen und Wohnungswirtschaft. Unterdessen nimmt der Leerstand weiter zu.

Für die Abrissflächen hatte das Unternehmen ein Konzept zur Neugestaltung vorgelegt, wie es auch von den Experten empfohlen wird. Die GWC will die Spremberger Vorstadt zur "guten Adresse" entwickeln. Im Frühjahr entstehen auf den freigeräumten Flächen Grünanlagen und Spielplätze, aber auch dringend benötigter Parkraum. Das früher eng bebaute Areal soll weitläufiger und grüner werden, die Nachbarn rückten weiter weg. Die Abrissarbeiten fügten sich in das Konzept ein, alle umstehenden Häuser wurden während der Arbeiten saniert. Die GWC modernisierte in dem Areal 450 Wohnungen für 65 Millionen Mark. Die Sanierungsquartiere wurden vollständig vermietet.

Die Kombination von Sanierung, Abriss und Aufwertung des Umfeldes zeigt sich damit als Alternative zum teuren Leerstand. In Cottbus hofft man nun, dass die Politik bald handelt. Auch wenn sich die zwei Wohnblöcke in 10 000 Tonnen weitgehend recycelten Schutt verwandelten - die auf den Häusern lastenden Altschulden blieben dem Unternehmen. Auch hier erwartet das Wohnungsbauunternehmen eine Lösung auf Bundesebene, denn an weiteren Abrissen führt bei der GWC wie bei anderen Großvermietern kein Weg vorbei.

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