zum Hauptinhalt

Brandenburg: Stadtschloss: Ein Palais Royal für Potsdam

Das Potsdamer Stadtschloss auf dem Alten Markt kann wieder aufgebaut werden. Das ist das Fazit der mit Spannung erwarteten und bislang internen Machbarkeitsstudie der Unternehmensberatung Arthur Andersen, die dem Tagesspiegel in den Kernauszügen vorliegt.

Das Potsdamer Stadtschloss auf dem Alten Markt kann wieder aufgebaut werden. Das ist das Fazit der mit Spannung erwarteten und bislang internen Machbarkeitsstudie der Unternehmensberatung Arthur Andersen, die dem Tagesspiegel in den Kernauszügen vorliegt. Das 215-Seiten-Gutachten hält einen annähernd historischen Schlossaufbau für realisierbar und finanzierbar - als "Palais Royal" mit aneinandergereihten "Stadthäusern" (Wohnen) in den Seitenflügeln sowie einer "museumsartigen Nutzung" im Südflügel vis à vis des Fortunaportals. Die Investitionskosten lägen mit 243 Millionen Mark (zuzüglich 20 Millionen Mark für Verkehrs- und Ordnungsmaßnahmen) in der erwarteten Höhe. Allerdings müsste die öffentliche Hand davon 105 Millionen Mark beisteuern, was aufgrund zurückgehender Förderetats schwierig sei.

Der Aufbau des Stadtschlosses, so das Gutachten, könnte im Jahr 2004 beginnen und 2008 fertig sein. Ein bislang vom Stadtparlament avisierter Schlossaufbau als Hotel- und Kongresszentrum (Kosten 358 Millionen Mark) wäre laut Arthur Andersen möglich, aber nur mit modernen Fassaden und einer höheren öffentlichen Förderung (205 Millionen Mark).

Mit der Studie im Gepäck, die nach noch nötigen kleineren Nachbesserungen über das Umfeld des Alten Marktes in Kürze in der Endfassung vorliegen wird, will Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD) auf der internationalen Immobilienmesse MIPIM Mitte März in Cannes den internationalen Werbefeldzug Potsdams für Schloss-Investoren einläuten. Der Erfolg des Wettbewerbes, mahnt die Studie, "wird maßgeblich von den politischen Signalen der Entschlossenheit zur Realisierung des Projektes beeinflusst."

Oder doch lieber ein Kongresszentrum?

Die Stadtverordnetenversammlung hatte sich im April 2000 in einem bundesweit beachteten Beschluss mit Zwei-Drittelmehrheit für einen Aufbau des Stadtschlosses in historischer Fassade als multifunktionales Hotel- und Kongresszentrum ausgesprochen. Zwar gibt es in Potsdam durchaus Bedarf für ein Vier-Sterne-Hotel mit 300 Zimmern und einem Veranstaltungszentrum mit 1000 Plätzen, wie die Gutachter in ihrer Marktanalyse ermittelten.

Allerdings verfüge Potsdam im Vergleich mit anderen bundesdeutschen Städten über "keine herausragenden Standortvorteile". In seinem Fazit spricht das Andersen-Gutachten von einer "besonders starken Zielkonkurrenz": Potsdam muss sich entscheiden, ob die Rekonstruktion des Stadtschlosses oder die Realisierung eines multifunktionalen Kongresszentrums auf dem Alten Markt das vorrangige Ziel für die Wiedergewinnung des Alten Marktes sei - für beide Szenarien gibt es gleichberechtigte Empfehlungen. Die Variante Schlosskopie mit Wohnungen und dem Museumsteil wäre nach dem Andersen-Gutachten "die beste Konzeption zur Wiederbelebung der historischen Mitte Potsdams", die bislang brachliegt. Die Wiederherstellung der Urbanität werde durch den Nutzungsmix erreicht. Zudem werde ein öffentlicher Schlossinnenhof gewonnen, während es bei einem Kongresszentrum nur eine "gelegentlich stoßhafte" Belebung des Alten Marktes geben würde.

Allerdings wäre es es keine lupenreine Kopie des früheren Knobbelsdorff-Schlosses in der äußeren Hülle, sondern lediglich in den Hauptbauten: Der Südflügel zur Havel hin würde in historischer Form aufgebaut, ebenso der Nordflügel, wo die originalgetreue Rekonstruktion des Fortunaportals ohnehin bereits begonnen hat. Dagegen sollen die Seitenflügel des "Palais Royal" modern, jedoch in den historische Proportionen errichtet werden. Eine vollständig historische Fassade würde laut Gutachten 81 Millionen Mark kosten.

"Es besteht die Option eines Kongresszentrums an einem Alternativstandort", heißt es außerdem zu dieser Schlosskopie-Variante.Nach Tagesspiegel-Informationen könnte dies die bisherige DDR-Bausünde Fachhochschule sein, die ohnehin abgerissen werden soll, was die Gutachter bis zur Endfassung der Studie jetzt noch einmal prüfen sollen. Ebenfalls soll noch einmal untersucht werden, ob gegebenenfalls eine Unterbringung eines Landtagsneubaus - die Standortentscheidung steht aus - an diesen Standort möglich wäre. Denn im Grundsatz wäre aus Sicht von Arthur Andersen die Landtagsnutzung "eine hervorragende Möglichkeit", den Standort Alter Markt zu entwickeln.

Wenn das Stadtschloss allerdings als Hotel- und Kongresszentrum errichtet werden soll, so die andere Empfehlung des Gutachtens, ginge dies nur mit modernen Fassaden. Außerdem wäre eine Tiefgarage zwingend, die jedoch mit archäologischen Denkmälern kollidieren würde. "Mindestens hälftig" wäre der Schlossinnenhof für das Kongresszentrum zu überbauen, was umstritten ist. So hatte sich bereits Sanssouci-Generaldirektor Hans-Joachim Giersberg im Vorfeld gegen eine solche Lösung ausgesprochen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false