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Brandenburg: Straßenbahnen droht das Aus

Das Land prüft, ob Stilllegungen möglich sind – ohne dass Fördergelder von EU und Bund zurückgezahlt werden müssen

Potsdam - Die Straßenbahnbetriebe in Brandenburg stehen vor einer ungewissen Zukunft. Diskussionen über Stilllegungen gibt es schon lange. Bisher gab es aber meistens eine unüberwindbare Hürde: Weil die meisten Anlagen in den vergangenen Jahren mit Geld der EU, des Bundes und des Landes saniert worden sind, drohten Rückzahlungen in Millionenhöhe. Doch nun will das Infrastrukturministerium prüfen, ob auf eine Rückzahlung verzichtet werden kann, wenn es überzeugende Argumente dafür gibt, den Straßenbahnbetrieb aufzugeben.

Ein pauschaler Verzicht auf die Rückzahlung der Fördergelder sei aber nicht vorgesehen, sagte der Sprecher des Infrastrukturministeriums, Lothar Wiegand. In jedem einzelnen Fall müsse man prüfen, ob es für die Kommunen Vorteile bringt, wenn sie die Straßenbahn durch den Bus ersetzen würden.

Hauptargument sind fast immer die Kosten, weil die Betreiber die Gleisanlagen selbst in Schuss halten müssen, während der Bus die vorhandenen Straßen nutzt. Pro Fahrgast gesehen seien die Kosten bei der Straßenbahn allerdings niedriger als beim Bus, rechnet der Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Brandenburg an der Havel (VBBr), Werner Jumpertz, vor. Mit dem Bus absolviere das Unternehmen doppelt so viele Fahrkilometer wie die Straßenbahn, befördere aber nur halb so viele Fahrgäste. Vorteile habe der Bus so nur in der Fläche.

Sieben Straßenbahnbetriebe gibt es derzeit noch im Land – in Brandenburg, Cottbus, Frankfurt (Oder), Potsdam, Woltersdorf, Schöneiche-Rüdersdorf und Strausberg. Besonders gefährdet sind die kleinen Betriebe in Schöneiche-Rüdersdorf, Woltersdorf und Strausberg, die verhältnismäßig wenige Fahrgäste nutzen. In den größeren Städten gibt es oft das Problem, dass die Gleise dort liegen, wo heute nur noch wenige Menschen wohnen oder es fast keine Betriebe mehr gibt, zu denen Beschäftigte fahren. In Frankfurt (Oder) hat die Bevölkerung es abgelehnt, neue Gleise ins benachbarte polnische Slubice zu bauen, was den Trambetrieb rentabler gemacht hätte.

Relativ sicher ist derzeit so fast nur der Fortbestand der Tram in Potsdam.

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