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Noch sind es eineinhalb Jahre bis zur Eröffnung des Großflughafens. Wo die Maschinen über die Häuser fliegen werden, ist jedoch nach wie vor unklar.

© dapd

Streit um Flugrouten: Womöglich weniger Krach im Süden

Neue Konzepte für Starts in Schönefeld könnten den Berliner Stadtrand vom Lärm entlasten. Maschinen, die von der Südbahn abheben, könnten demnach sofort nach dem Start um 90 Grad abdrehen.

Im Streit um die BBI-Flugrouten hält es die bundeseigene Deutsche Flugsicherung (DFS) jetzt für möglich, keine Korridore über die Südberliner Stadtteile und die Gemeinden Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow zu führen. Das ergibt sich nach Tagesspiegel-Informationen aus neuesten Fluglärmberechnungen für den Schönefelder Hauptstadt-Airport, die die Deutsche Flugsicherung am Montag in der Fluglärm-Kommission vorstellte.

Im Osten des Großflughafens könnte Zeuthen verschont werden, in dem bei Abflug von der Südbahn gestartete Jets sofort in einem 90-Grad-Winkel nach Süden abdrehen. Auf dieses Routenmodell, das einige bedrohte Orte entlastet, läuft es „mit großer Wahrscheinlichkeit“ hinaus, hieß es am Montag in informierten Kreisen.

Die Flugsicherung will bis März einen neuen Gesamtroutenvorschlag vorlegen, wie der Berliner DFS-Chef Hans Niebergall sagte. Zu der mit Spannung erwarteten Sitzung der Fluglärmkommission hatte die DFS erstmals Lärmbelastungen für insgesamt sechs Routenvarianten berechnet, nämlich sowohl für die Nord- und Südlandebahn jeweils eine Geradeaus-Abflugroute, ein Abknicken um 7,5 Grad und um 15 Grad.

Der ursprüngliche DFS-Routenvorschlag vom September 2010, der allein ein mit Parallelstarts begründetes massives Abknicken vorsah, ging direkt über dicht besiedelte Ortschaften – und hatte in der Region Massenproteste ausgelöst. Auch am gestrigen Abend hatte die Bürgerinitiative „Keine Flugrouten über Berlin“ zur Demonstration an den S-Bahnhof Lichtenrade im Berliner Süden geladen, wo sich schon seit Wochen jeden Montag tausende Menschen treffen.

Nun hält es die Deutsche Flugsicherung laut Hans Niebergall für eine Möglichkeit, bei West-Abflügen von der Nordbahn die Flugzeuge nach dem Start geradeaus fliegen zu lassen. Dieser Korridor würde südlich von Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf vorbeiführen. Bei der Südbahn könnten West-Abflüge dafür im 15-Grad-Winkel abdrehen, sodass selbst Teile von Blankenfelde geschont würden. Für Mahlow ist eine Route möglich, die zumindest die neuen Einfamilienhaus-Siedlungen – dort sind auch Schulen und Kindertagesstätten – umgeht. Auch für Abflüge vom BBI in Richtung Osten sind jetzt Routen möglich, die Lärmbelastungen massiv einschränken. Für die Nord-Bahn wäre dies eine gerade Route, die in einem Korridor zwischen Erkner und Schulzendorf führen könnte. Für die Südbahn wäre es das scharfe Abknicken nach Süden sofort nach dem Start.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen verursachten die Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Berliner CDU-Landesparteitag vom Wochenende Irritationen. Merkel hatte dort neben der DFS auch die rot-roten Regierungen Brandenburgs und Berlins kritisiert „und vernünftige Lösungen, auf der Basis dessen, was versprochen wurde“, verlangt. „So sieht Populismus aus“, sagte dazu Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) dem Tagesspiegel. Die DFS, die im vergangenen September den unabgestimmten Vorschlag mit Belastungen für neue Orte präsentiert habe, „untersteht der Bundesregierung“. Die Attacken gegen die Landesregierungen seien „unverständlich“, allenfalls mit Wahlkampfhilfe für die Berliner CDU erklärbar. Platzeck begrüßte, dass für Orte wie Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow eine Schonung möglich ist. Auch für Berlin sind die Merkel-Aussagen kein Machtwort. In der Sache ist „keine neue Qualität“, sagte Senatssprecher Richard Meng. Es bestehe Einigkeit, dass es eine Lösung auf Basis der Routen des Planfeststellungsbeschlusses geben muss.

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