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Brandenburg: Tatort Museum

Eine Ausstellung der Charité klärt über die Arbeit der Rechtsmediziner auf

Berlin - Die Spurensicherung war schon da. Über der Leiche der 78-jährigen Anna M., ausgestreckt auf dem Perserteppich, ist ein weißes Tuch ausgebreitet. Nur eine Hand und ihre Füße gucken darunter hervor. Dort, wo man den Kopf vermutet, ist das Tuch rot gefärbt, an der Wand sind Blutspritzer, schon mit kleinen Pfeilen markiert. Neben der Leiche liegt ein silberner Kerzenständer.

Es ist nur ein fiktiver Tatort, der hier in einer Ecke des Medizinhistorischen Museums der Charité aufgebaut wurde. Aber für Kriminalpolizisten sind solche Szenen Alltag. Auch für Rechtsmediziner sind sie der Ausgangspunkt ihrer Arbeit – und die will der Direktor des Museums, Thomas Schnalke, in der neuen Ausstellung „Vom Tatort ins Labor“ darstellen. Jenseits von „CSI“, „Postmortem“ und anderen Fernsehserien.

Die seien größtenteils unrealistisch, sagt auch Michael Tsokos. Der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin hatte die Idee zur Ausstellung. „Ich finde es wichtig, das Bild einmal geradezurücken“, sagt er. „Wir stürmen eben nicht mit der Waffe in der Hand irgendwelche Häuser.“

Mit Waffen haben die Mediziner nur in Form von Tatwaffen zu tun. Einige Exemplare aus der Sammlung des Instituts hängen in einem Kasten am Ende des Raumes: Baseballschläger, Schlagringe, Samuraischwerter, Äxte und Steine kann man dort sehen. Töten lässt sich mit vielen Dingen.

Entsprechend unterschiedlich sind auch die Todesursachen. Neun der häufigsten haben die Kuratoren der Ausstellung hervorgehoben. In einem Nachbarraum werden sie auf angedeuteten silbernen Sektionstischen in Bild und Text dargestellt. Vergiftung zum Beispiel.

Ein Bild zeigt einen 54-jährigen Mann, der tot in seinem Badezimmer gefunden wurde. Tür und Fenster sind mit Klebeband abgedichtet, ein Topf mit den Resten von Holzkohlebriketts steht im Raum. Die Obduktion findet hellrote Totenflecken am Körper, kirschrotes Blut und lachsfarbene Muskulatur. Zeichen, die alle auf eine Kohlenmonoxidvergiftung hindeuten. Eine toxikologische Untersuchung bestätigt dies. „Für Deutschland ist das eine eher ungewöhnliche Selbstmordmethode“, sagt Tsokos.

Aber solche Fälle bleiben nicht aus, bei der Zahl an Leichen, mit denen Tsokos und seine Mitarbeiter jeden Tag konfrontiert werden. Bis zu 13 können es an einem normalen Tag sein. Ein Foto zeigt den Sektionssaal in Moabit: eine lange Reihe von Marmortischen, um die sich bei Obduktionen zahlreiche Menschen drängen. Häufig sind dann auch die Ermittler zugegen. Das Detail aus dem Fernsehen stimmt.

Andere Reportagefotos zeigen auch Details der Leichensektion. „Wir wollten nicht schocken oder gruseln, sondern Wissen vermitteln“, sagt Tsokos. Das gelingt der Ausstellung auch. Jugendliche unter 16 Jahren haben wegen der eindringlichen Fotos allerdings keinen Zutritt. Kai Kupferschmidt

„Vom Tatort ins Labor“ bis 13. September im Medizinhistorischen Museum der Charité, Charitéplatz 1, Mitte, Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. und Sa. 10-19 Uhr, Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro.

Kai Kupferschmidt

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