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Brandenburg: Tausende Denkmale gefährdet

Land hat nicht genug Mittel für ihre Erhaltung

Potsdam - In Brandenburg droht tausenden Denkmalen wie mittelalterlichen Dorfkirchen, Gutshäusern und Fachwerkhäusern unwiderruflich der Verfall. Der Grund sei Ignoranz der Landesregierung, wie Landeskonservator Detlef Karg mittlerweile seit zehn Jahren gebetsmühlenartig beklagt. „Es ist das einzige Land dieser Republik, in dem die Landesdenkmalpflege keinen Etat hat, um auf Notfälle reagieren zu können und private Denkmaleigner zu unterstützen“, sagt Karg.

Die Klage der Denkmalbehörde, die vor einigen Jahren ins entfernte Wünsdorf im Südwesten des Landes umgesiedelt wurde, verhallte bisher ungehört. Dabei ist Brandenburg bei der Denkmalförderung mit Abstand Schlusslicht in Ostdeutschland, nachdem die Landesregierung diese systematisch abgebaut hat. 1995 hatte der damalige Kulturminister Steffen Reiche (SPD) den bis dahin existierenden Landesdenkmaletat von zehn Millionen Euro aufgelöst – und das Geld den Kommunen über die Gemeindefinanzierung direkt zur Verfügung gestellt. Es sollte, so die Hoffnung, weiter in den Denkmalschutz fließen. Doch die klammen Städte und Gemeinden verwendeten die Millionen oft anders.

Besserung ist angesichts der schwierigen Haushaltslage des Landes auch jetzt nicht in Sicht, obwohl es ein reiches kulturelles Erbe mit 30 000 Denkmalen gibt, wie Experten schätzen. Rund 30 Prozent sollen in ihrem Bestand gefährdet sein. In der Landesdenkmalliste sind derzeit 11 453 Einzeldenkmale offiziell erfasst, darunter 1100 Dorfkirchen sowie 500 Schlösser und Gutshäuser. 1990 waren in Brandenburg 6000 Denkmale registriert.

Brandenburgs so genannte Denkmalförderung beschränkt sich bislang im Grunde darauf, für das Bundesprogramm für national bedeutende Denkmale, aus dem das Land im Vorjahr 1,2 Millionen Euro bezog, den Eigenanteil in gleicher Höhe zur Verfügung zu stellen. Zwar hatte Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) außerdem eine „konzertierte Denkmalförderung“ gestartet, mit der für Schlüsselprojekte Geld verschiedener Ministerien gebündelt wird. Gefördert wurden daraus bisher allerdings lediglich 49 Objekte in Städten und 21 Objekte in Dörfern.

Karg verweist auf den Kurswechsel in der Förderpolitik, der die Schwierigkeiten der Denkmalpflege noch zu verschärfen droht. Wie berichtet will die Regierung die „Stärken stärken“, die Fördergelder auf ausgewählte Städte und Wirtschaftsbranchen ausrichten. Das Problem: Brandenburg, das Land Fontanes, ist ein ausgedehntes Flächenland. Viele Garten- und Baudenkmale befinden sich außerhalb der besonders geförderten Zentren. Es sieht nicht danach aus, dass Kargs Sorgen schwinden könnten. Da die Bevölkerung insbesondere in den berlinfernen Regionen abnimmt, wachsen dort Leerstände auch in historischen Gebäuden.

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