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© Thilo Rückeis

Teltow: Abwrackprämie zum Abstrampeln

Wer zuerst kommt, fährt zuerst: Teltow zahlt seinen Bürgern einen Zuschuss für den Kauf eines Rades.

Teltow - Die beiden Fahrradgeschäfte in Teltow dürften am heutigen Donnerstag wahrscheinlich das Geschäft ihres Lebens machen. Denn die Stadtverwaltung zahlt dem, der ein neues Fahrrad kauft, einmalig einen Zuschuss in Höhe von 50 Euro. Um an das Geld zu kommen, muss zuvor ein altes Rad abgegeben werden. Die vom Stadtparlament beschlossene Aktion ist vorerst auf 100 Interessenten beschränkt, sodass mit einem regelrechten Ansturm gerechnet wird.

Das Modell gleicht zwar auf den ersten Blick der umstrittenen Abwrackprämie für Altautos, aber die Initiatoren von SPD, Linken und Bündnisgrünen verfolgen damit ganz andere Ziele. Es handle sich um ein „zusätzliches Konjunkturförderprogramm mit ökologischer Komponente auf lokaler Ebene“, hieß es etwas sperrig im gemeinsamen Antrag an die Stadtverordnetenversammlung. Einfacher drückte es der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Fromm aus: „Wir wollen die Luft in Teltow verbessern und den Autoverkehr verringern.“

Tatsächlich hat wohl jeder schon die Erfahrung gemacht, dass ein neues Fahrrad die Lust an der gesunden Fortbewegung mächtig erhöht. Da bleibt dann hin und wieder doch das Auto stehen, um den Bäcker, den Arzt oder den Angelteich radelnd zu erreichen. Das Modell funktioniert, wie die Erfahrungen in Mannheim und Heidelberg zeigten. Nun hofft die 21 000-Einwohner-Stadt auf Nachahmer in den Nachbarorten wie Kleinmachnow und Stahnsdorf.

Die Interessenten könnten dann auf ein eigens von Teltow entwickeltes Merkblatt zurückgreifen. Danach müssen die zum Tausch abgegeben Räder in einem „im Grundsatz fahrbereiten Zustand“ sein. Schrottmühlen oder gar nur Teile eines Rades haben keine Chance. Im Unterscheid zur Auto-Abwrackprämie sollen die alten Fahrräder schließlich nicht in der Schrottpresse landen, sondern von Azubis oder Ein-Euro-Jobbern wieder flott gemacht und für gute Zwecke wieder abgegeben werden. Pro Person gibt es nur eine Prämie, um mögliche Diebeszüge zu verhindern. Außerdem muss sich jeder Interessent ausweisen und mindestens 18 Jahre alt sein.

Damit am Ende wirklich mehr Radfahrer im Alltag unterwegs sind, gilt die 50-Euro-Prämie nur für City-Bikes, also normale Stadträder. Rennrädern, Mountainbikes und Kinderräder kommen nicht infrage. Außerdem zahlt die Stadt den Bonus nur auf Kaufbelege aus, die von einem ortsansässigen Fahrradhändler ausgestellt werden.

Trotz der großen Zustimmung für die Idee im Stadtparlament gibt es auch Kritiker . So bezweifelte die Teltower FDP die Hoffnung, dass die Leute mit einem neuen Rad tatsächlich mehr in die Pedalen treten würden. „Da kann man gleich eine Abwrackprämie für alte Schuhe beschließen“, schimpfte Fraktionschef Hans-Peter Goetz in der entscheidenden Debatte im Rathaus. Die Logik, wonach neue Schuhe schicker aussehen und man damit mehr zu Fuß unterwegs sei, gelte ja auch nicht. Er hätte das Geld lieber in den Ausbau von Radwegen gesteckt.

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