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Brandenburg: Tierischer Betrieb auf der Autobahnbrücke

Über die A 11 ist eine Überführung gebaut worden – eigens für Rehe, Wildschweine, Hasen und Füchse

Pfingstberg - Zur ungewöhnlichsten Autobahnbrücke Brandenburgs führt keine Straße, kein Radweg und nicht einmal ein Trampelpfad. Während unter dem geschwungenen Stahl-Beton-Bogen der Verkehr von Berlin Richtung Prenzlau, Usedom, Stettin und umgekehrt dröhnt, herrscht oberhalb eine ganz andere Stimmung. Tiefer Boden, Hecken, Büsche und niedrige Bäume erinnern eher an ein Waldstück als an einen Brückenübergang. Genau das hatten die Planer auch beabsichtigt: Diese Brücke über die die große Schorfheide nördlich Berlins durchschneidende Autobahn A 11 ist allein den Wildtieren vorbehalten. Rund 2,8 Millionen Euro hat die Überführung gekostet. Sie sind offenbar gut eingesetzt worden, denn die Wildtiere nehmen die „grüne Brücke“ gut an. Das zeigt eine Auswertung der Aufnahmen aus den beiden auf der Brückenmitte positionierten Videokameras.

Innerhalb eines Jahres wurden demnach fast 2300 Passagen von Wildtieren registriert. Vor allem Damwild überquerte hier die Autobahn. Aber auch Rehwild, Schwarzwild, Feldhase, Rotfuchs, Dachs, Marderhund und Marder liefen an den Kameras vorbei über die Brücke. Dafür nutzten sie vor allem die Nachtstunden. Manche Tiere zogen sogar äsend von einem Waldstück ins andere, so teilte das Brandenburger Agrarministerium mit. Lediglich der „König des Waldes“, der Rothirsch, ließ sich nicht blicken.

Wildbiologen, Jäger, Förster und Naturschützer führen den Erfolg vor allem auf die Naturbelassenheit des Überganges zurück. Anfangs zog das Bauwerk noch viele neugierige Zweibeiner an. Doch alle festen Wege zur Brücke wurden beseitigt, so dass sich Wanderer, Pilzsucher oder Radfahrer kaum noch in diese Gegend verirren. Außerdem verzichtete der Besitzer des angrenzenden Waldes, der Forstbetrieb Oetting-Spielberg, auf alle Jagden in diesem Bereich.

Den Tieren bleibt allerdings auch gar keine Alternative zur Brücke. Auf beiden Seiten ist die Autobahn zur Vermeidung von Unfällen weitgehend eingezäunt worden, so dass die Waldbewohner zwangsläufig zur einzigen Öffnung geführt werden. Die ist rund 50 Meter breit und 80 Meter lang. Hohe Seitenwände verhindern zu starkes Blenden durch Autoscheinwerfer. Bis zu 40 Zentimeter tief ist der Boden auf der Brücke. Wildschweine können hier richtig wühlen.

Die Brücke dient aber nicht nur der Sicherheit von Autofahrern und Tieren. Sie soll auch den genetischen Austausch zwischen den Populationen fördern, wie es in der Sprache der Forstfachleute heißt. Gerade Wild ist auf große Lebensräume angewiesen. Deshalb sind die Experten optimistisch, dass auch der Rothirsch bald die Brücke für seine Wege ins Revier auf der jeweils anderen Seite der Autobahn nutzen wird.

Eine weitere Wildbrücke befindet sich auf der A 13 Berlin-Dresden vor der Ausfahrt Großräschen. Auch dort sind die Fachleute zufrieden mit dem Anklang bei den Tieren.

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