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Brandenburg: Trotz neuer Pläne laufen alte Planungen unverändert weiter Streit um Flughafen Schönefeld hält an: Der Vorschlag der Immobiliengruppe IVG stößt auf heftigen Widerstand

Von Klaus Kurpjuweit und Ralf Schönball Schönefeld . Der Zick-Zack-Kurs für den Ausbau von Schönefeld zum Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) geht weiter.

Von Klaus Kurpjuweit

und Ralf Schönball

Schönefeld . Der Zick-Zack-Kurs für den Ausbau von Schönefeld zum Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) geht weiter. Während die Bonner Immobiliengruppe IVG überzeugt ist, dass ihr Vorschlag, zunächst nur das vorhandene Abfertigungsgebäude zu erweitern, ohne neues Genehmigungsverfahren möglich ist, sieht die Flughafengesellschaft durch den IVG-Vorstoß das laufende Verfahren „in höchstem Maße“ gefährdet. Damit wäre der gesamte Zeitplan für den Flughafenausbau nicht mehr zu halten, heißt es. Die Planfeststellungsbehörde in Brandenburg bearbeitet weiter den bisherigen Antrag.

Konfrontiert mit dem Gutachten der Rechtsanwaltskanzlei Lovells, auf das sich IVG beruft, erklärte gestern BBI-Projektsprecher Burkhard Kieker, dass ein neues Planfeststellungsverfahren „zwingend“ erforderlich wäre, wenn die IVG-Pläne umgesetzt würden. Auch das Gutachten schließe dies nicht aus. Im Brandenburger Verkehrsministerium heißt es ebenfalls, ohne neues Verfahren lasse sich der IVG-Vorschlag nicht umsetzen.

Ein erster Blick habe ergeben, dass die Erweiterung der bestehenden Abfertigungsanlagen, wie es IVG jetzt vorgeschlagen hat, eine wesentliche Änderung der genehmigten Flughafenanlage darstelle und deshalb planfeststellungsbedürftig sei, sagte Kieker gestern. Ein aufwändiges Genehmigungsverfahren sei auf jeden Fall erforderlich, wenn es Änderungen an den Rollfeldflächen gebe.

Der Vorstoß konterkariere zudem das derzeitige Genehmigungsverfahren, das nach jahrelanger Dauer spätestens im Frühjahr 2004 abgeschlossen werden soll. Es sieht den Bau eines Terminals zwischen den Startbahnen vor. Deshalb soll auch eine neue südliche Bahn gebaut werden. Dieser Bedarf könne genehmigungsrechtlich wegfallen, wenn zunächst die vorhandene Anlage erweitert werde, so Kieker. Dann gäbe es aber auch keine Genehmigung für den Bau der neuen Startbahn, die im IVG-Konzept ebenfalls vorgesehen ist.

Auch ein neues Bodenlärmgutachten müsse erstellt werden, denn der Krach des Flughafens rücke beim IVG-Konzept auf Schönefeld und auch auf Bohnsdorf zu. Da die Flugzeuge zudem weitere Wege am Boden zurücklegen müssen als im bisherigen Modell mit dem Terminal zwischen den Startbahnen, nehme der Lärm auf jeden Fall zu. Nach Kiekers Angaben werden etwa 60 Prozent des von einem Flughafen ausgehenden Lärms am Boden erzeugt.

Problematisch sei ferner, dass bei einem Abfertigungsgebäude am Rand des Flughafens bei Nutzung der südlichen Start-und Landebahn die nördliche gekreuzt werden muss, was die Kapazität einschränkt.

Auf Anfrage des Tagesspiegels sagte Klaus Köllen, Geschäftsführer der IVG-Immobilien-AG: „Wir gehen davon aus, dass unser Ausbau funktionieren könnte, sonst hätten wir das Konzept nicht ausgearbeitet." Sollte die Baubehörde die nach dem neuen Konzept vorgesehene Betonierung der Vorfeldflächen ablehnen, sei auch ein leicht verändertes Konzept für den Terminalneubau möglich.

Köllen betonte, die in die Öffentlichkeit gelangten Pläne seien „kein neues Angebot, sondern eine Machbarkeitsstudie". Zu den Stimmen, wonach die Entwürfe von unrealistischen Voraussetzungen ausgingen, sagte der IVG-Geschäftsführer: „Nach unserer Auffassung ist der Bau möglich. Ich sehe nichts, was unsere Pläne grundsätzlich in Frage stellen würde". Natürlich könnten andere Beteiligte dies anders sehen.

Bewegung gibt es auch bei den geplanten Passagiergebühren, die IVG nach ihrem Konzept senken will. Zum 1. April sollten sie – auf Wunsch von IVG und Hochtief – um drei Euro erhöht werden. Die Genehmigung ist aber noch nicht erteilt worden. Dem Vernehmen nach sollen die Gebühren jetzt weniger stark steigen.

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