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Brandenburg: Ulrike Brandt: Die Polizei sucht einen Sexualverbrecher

Die bei Werneuchen gefundene weibliche Leiche ist die der seit dem 22. Februar vermissten Ulrike Brandt.

Die bei Werneuchen gefundene weibliche Leiche ist die der seit dem 22. Februar vermissten Ulrike Brandt. Das bestätigte am Freitag der Leitende Oberstaatsanwalt Carlo Weber aus Frankfurt (Oder). Nach seinen Angaben ist das zwölfjährige Mädchen zu Lebzeiten sexuell missbraucht worden. Am Nacken wurden Verletzungen festgestellt. Ulrike starb demnach durch "Kompressionen im Halsbereich". "Allem Anschein nach ist der Todestag mit dem Tag des Verschwindens von Ulrike identisch", sagte Weber. Darauf deuten die gefundenen Spuren am Fundort der Leiche.

Mit Einzelheiten hielt sich der Staatsanwalt aus ermittlungstaktischen Gründen zurück. Er wolle keine Details preisgeben, die nur der Täter und die Ermittlungsbehörden kennen würden. So muss zum Beispiel weiter darüber spekuliert werden, ob der Fund- mit dem Tatort identisch war. Außerdem wurden keine Informationen über den Zustand der Leiche gegeben. Sie ist aber offenbar nicht verbrannt worden.

Nach wie vor bleibt der genaue Tathergang unbekannt. Am Anfang der Kette stand am 22. Februar gegen 15 Uhr 45 auf jeden Fall ein Unfall zwischen dem Fahrrad fahrenden Mädchen und einem weißen VW Polo. "Noch ist nicht geklärt, ob der Unfall zufällig oder beabsichtigt geschah", sagte die Präsidentin des Eberswalder Polizeipräsidiums, Uta Leichsenring. Zum derzeitigen Zeitpunkt würden die Spuren aber für ein bewusstes Anfahren des Mädchens sprechen. Nach dem Sturz vom Fahrrad muss der Täter das Mädchen in sein Auto gezerrt haben und es sexuell missbraucht haben. Fünf Stunden nach dem Fahrradunfall setzte der Mann den zuvor in Strausberg gestohlenen VW Polo in Brand. "Was in diesen fünf Stunden geschah, wissen wir noch nicht", sagte Oberstaatsanwalt Weber.

Die Polizeipräsidentin kündigte für die nächsten Tage einen weiteren großen Einsatz von Suchmannschaften an. Mehrere Hundert Personen würden das Gelände zwischen Eberswalde, Bernau, Strausberg und Werneuchen durchkämmen. Leichsenring appellierte an die Eltern in der Region, verstärkt auf ihre Kinder aufzupassen. Da offensichtlich ein Sexualstraftäter gesucht werde, sollten die Kinder keine einsamen und unbeleuchteten Wege benutzen. Vor allem gelte diese Warnung für die Randbereiche der Städte.

Die Suche konzentriert sich jetzt auf die Ermittlung des Täters. "Wir gehen mit kühlem Kopf und Leidenschaft ans Werk", formulierte Oberstaatsanwalt Weber. Der kühle Kopf werde gebraucht, um Fehler zu vermeiden. Die Leidenschaft beuge Ermüdungen vor, wie er sagte. Weber gab sich optimistisch. Die Polizei würde den Täter bald ergreifen. Dafür spreche die gute Spurenlage. Erleichtert werde die Fahndung durch ein neues Phantombild des Täters, das nach Zeugenaussagen entstanden sei. Demnach wird ein Mann im Alter zwischen 25 und 35 Jahren mit dunkelblonden Haaren, dunklen Augen und schlanker Gestalt gesucht. Diese Person soll am 22. Februar mit einem weißen VW Polo zwischen 7 und 21 Uhr im Raum Strausberg, Eberswalde, Bernau und Werneuchen unterwegs gewesen sein. Die Polizei schließt jedoch nicht aus, dass an der Ermordung von Ulrike mehrere Personen beteiligt waren.

Der Fundort der Leiche liegt etwas außerhalb des ehemaligen sowjetischen Militärflughafens Werneuchen. Ein Spaziergänger war am Donnerstagnachmittag auf den halb mit Laub bedeckten Körper gestoßen. Wie gestern ein weiterer Zeuge der Polizei mitteilte, habe er bereits am 24. Februar Gegenstände in der Nähe des späteren Leichenfundes entdeckt. Mit diesen konnte er zunächst nichts anfangen. Wie eine gestern erfolgte kriminaltechnische Untersuchung dieser nicht näher bezeichneten Gegenstände ergab, stammten diese vom ausgebrannten VW Polo. Möglicherweise hatte der Täter also Ulrike zunächst an den Rand des Flughafens Werneuchen gebracht und anschließend das Auto bei Bernau abgefackelt. Weber wollte sich an solchen Spekulationen nicht beteiligen. "Wir arbeiten uns Mosaik für Mosaik voran", meinte Weber.

Insgesamt war in den vergangenen zwei Wochen eine 25 Quadratkilometer große Fläche von rund 5000 Polizisten abgesucht worden. Über einem 100 Quadratkilometer großen Gebiet flogen die Bundeswehr-Tornados mit ihren Spezialkameras. Dabei wurden 73 Verdachtspunkte festgestellt. Der Fundort der Leiche lag am Rande des vorher festgelegten Überfluggebietes.

Die Eltern von Ulrike hätten bei der Überbringung der Todesnachricht einen "starken und gefassten Eindruck" hinterlassen, sagte Polizeipräsidentin Leichsenring. Für sie sei es sehr wichtig gewesen, dass sie selbst ihre Tochter identifizieren konnten und nun endlich Klarheit über das Schicksal ihrer Tochter hätten.

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