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Brandenburg: Ulrike Brandt: Nun muss viel Geld den Fahndern helfen

Wir können nicht helfen. Wir spenden wenigstens Geld.

Wir können nicht helfen. Wir spenden wenigstens Geld. Überall in Brandenburg waren am Wochenende diese Worte zu hören. Wut, Empörung und Trauer über das noch immer unfassbare Schicksal der 12-jährigen Ulrike öffnen die Brieftasche der Erwachsenen oder das Sparschwein der Kinder. Die inzwischen auf mehr als 200 000 Mark angestiegene Summe der Belohnung für Hinweise auf den Täter gilt derzeit bei vielen Menschen als der sicherste Weg zum Mörder. Bei der Aussicht auf so viel Geld brechen vielleicht die Freundes- oder Familienbande, die den noch immer unbekannten Mann decken. Da viele Anzeichen für eine Person aus der Gegend zwischen Bernau, Strausberg und Eberswalde sprechen, steigt nicht zufällig gerade hier die Spendenbereitschaft.

Aus der jetzigen Aktion spricht vielleicht auch eine gewisse Skepsis gegenüber dem zweiwöchigen Polizeieinsatz zur Suche von Ulrike. Dabei geht es nicht um Kritik an der Bereitschaft der aus vielen Bundesländern angereisten Polizisten. Deren Motivation im dichten Schneetreiben, im unwegsamen Gelände oder in verlassenen unterirdischen Gängen war aller Achtung wert.

Doch die täglich eingesetzten rund 500 Frauen und Männer suchten genau wie die Bundeswehr-Tornados mit ihren hochsensiblen Kameras an den falschen Stellen. Nur einige hundert Meter lagen zwischen dem intensiv abgesuchten früheren Militärflugplatz Werneuchen und dem Fundort der Leiche. Dabei zählte jeder Tag. Denn erst anhand der am leblosen Körper aufgenommenen Spuren konnte eine genauere Fahndung beginnen. Auch die Eltern erhielten schließlich erst zwei Wochen nach dem Verschwinden ihrer Tochter Gewissheit über das schreckliche Schicksal ihrer Tochter.

Vorwürfe sind fehl am Platz

Dennoch sind Vorwürfe an die Polizei und die Sonderkommission gerade in diesem Fall fehl am Platz. Die Festlegung des Suchgebietes erfolgte nach den bis dato bekannten Tatsachen - dem Ort des Unfalls zwischen Fahrrad und VW Polo sowie dem Abfackeln des Autos. 50 Quadratkilometer wurden durchkämmt, 100 Quadratkilometer aus der Luft unter die Lupe genommen. Zufällig lag ausgerechnet der Leichenfundort außerhalb des vom Polizeiführer festgelegten Gebietes.

In die Empörung und die Wut über die Tat mischt sich jetzt besonders im nördlichen Berliner Umland auch die Angst vor dem offensichtlichen Triebtäter. Jederzeit könnte der Mann erneut zuschlagen. Schnell werden Parallelen aus der Vergangenheit aufgestellt. Gerade im Land Brandenburg, so jedenfalls die subjektive Wahrnehmung, nimmt die Brutalität beängstigende Ausmaße an.

Erinnert sei nur an den siebenfachen Frauenmörder von Beelitz, die Vergewaltigung und anschließende Ermordung der 16-jährigen Andrea Lohagen aus Belzig, die tödlich ausgegangene Entführung des Geltower Gastwirtsohns Hintze, die Gewalttaten des Sexualverbrechers Schmökel, das absichtliche Überfahren eines Polizisten bei einer Verkehrskontrolle in der Lausitz oder auch das Anzünden eines zuvor mit Benzin übergossenen Jugendlichen in Bernau.

Das Aufstocken der ausgesetzten Belohnung ist daher nicht verwunderlich. Wenn im gleichen Umfang auch die Zahl der Bürgerhinweise auf den Täter steigen würde, wäre der Fall Ulrike bestimmt bald gelöst.

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