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Brandenburg: Ungestört herumhängen im Dönitz-Bunker Altes Militärobjekt bei Lanke

wird für Fledermäuse hergerichtet

Lanke. Ohne genaue Skizze ist der Weg zur einstigen Bunkeranlage von Großadmiral Karl Dönitz im Wald zwischen Bernau und Lanke nicht zu finden. Die Natur hat sich nicht nur die Pfade und Straßen weitgehend zurückgeholt. Auch die gewaltigen Gemäuer, in denen der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine die Anweisungen für den Einsatz der U-Boote zwischen 1943 und 1945 gab, sind durch Bäume und Sträucher gut getarnt. Menschen sollen sich hier nach dem Willen von Naturschützern auch gar nicht mehr aufhalten. Die Bunker sollen allein den Fledermäusen gehören.

Hans Richter, Heimatforscher und Autor eines Buches über den Dönitz-Bunker, öffnet eine schwere Luke. Stahlsprossen führen einige Meter unter die Erde. „50 Räume auf zwei Etagen“, beschreibt er die Dimensionen. „Da hätten die Fledermäuse viel Platz, obwohl ich bisher nur wenige Exemplare gesehen habe.“ In dem nur vom Licht der Taschenlampen erhellten Labyrinth riecht es modrig, das Atmen fällt schwer. „Die Lüftungsanlagen sind seit Jahren abgestellt. Das Holz fault vor sich hin und raubt den Sauerstoff“, erklärt der Experte.

Bis 1993 wachten in dem Bunker mit dem Decknamen „Koralle“ noch Soldaten. Der Führungsstab der 20. sowjetischen Gardearmee nutzte die unterirdischen Anlagen für seine Zwecke, nachdem das über den Bunkereingang gebaute Landhaus 1953 gesprengt worden war. Nur Reste des Lüftungssystems und einige Armaturen erinnern noch an die alten Zeiten. Alles andere haben Hobby-Schatzsucher weggeschleppt.

Damit sich die vom Aussterben bedrohten Fledermäuse während des Winterschlafes in diesen unwirtlichen Räumen wirklich wohl fühlen, muss noch einiges umgebaut werden. „Wir brauchen Einflugschneisen und Hohlblocksteine an den glatten Wänden, damit die Tiere nicht abrutschen“, sagt Projektleiter Matthias Meißner von der Umweltstiftung „Euronatur“. Außerdem müssten das angefaulte Holz entfernt und die Wasserlachen beseitigt werden. 8000 Euro lässt sich die Stiftung diesen Umbau kosten. Einen Teil des Geldes stellt das Bundesumweltministerium zur Verfügung, das den oft zu Unrecht als „Blutsauger“ bezeichneten Insektenfressern neuerdings große Aufmerksamkeit schenkt. Für 527 000 Euro werden in den nächsten drei Jahren in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen 40 Winter-Unterkünfte hergerichtet. Das mit Bunkern und aufgegebenen Industriebetrieben reichlich gesegnete Brandenburg steht mit 20 Adressen ganz oben im Plan. „Wir müssen etwas für die Rettung dieser nützlichen Tiere unternehmen, weil es immer weniger natürliche Unterkünfte gibt“, sagt Projektleiter Meißner.

Er sei sicher, dass die Fledermäuse den Dönitz-Bunker finden und annehmen: So ein gutes Quartier spreche sich schnell herum. In zwei Jahren rechnet er mit 100 Tieren.

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