zum Hauptinhalt

Brandenburg: Unglaublich rüstig

Die älteste Deutsche wird heute 111 Jahre alt

Berlin - Als sie ihren ersten Geburtstag feierte, machte der norwegische Forscher Fridtjof Nansen mit seiner dreijährigen Nordpolexpedition Schlagzeilen, Flugpionier Otto Lilienthal war gerade abgestürzt und an der Berliner Kantstraße wurde das „Theater des Westens“ eröffnet. Als sie 20 Jahre alt war, hungerten viele Deutsche im Ersten Weltkrieg im „Kohlrübenwinter“: Irmgard von Stephanie, 1895 geboren, ist die älteste Deutsche. Seit den frühen Dreißigerjahren lebt sie in Berlin, heute feiert sie ihren 111. Geburtstag.

Das wäre sogar in den eigenen vier Wänden möglich, denn Irmgard von Stephanie hat noch eine eigene kleine Wohnung im zweiten Stock an der Lankwitzer Beethovenstraße. Doch angesichts der vielen angekündigten Gäste bis hin zum Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit lädt sie lieber ins nahe Parkcafé am Teltowkanal ein, dessen Inhaber Fred Leistner ihr zu Ehren ein opulentes Menü serviert. Es gibt Mandelsuppe, Seeteufel mit Trüffelrisotto und zum Dessert „Pfirsich Irmgard“.

Auch einige Mitarbeiter der nahen Diakoniestation und Dreifaltigkeitsgemeinde werden dabei sein. Sie betreuen die Jubilarin täglich, um ihr die Selbständigkeit zu bewahren. Sie klingeln, eine kleine, schlanke Dame öffnet mit einem Lächeln die Tür: „Das ist immer wieder ein Wunder. Diese Frau ist noch unglaublich rüstig und geistig fit.“ Manchmal gehen sie dann mit ihr spazieren oder zum Einkaufsbummel, so ganz alleine traut sich Irmgard von Stephanie seit einigen Jahren nicht mehr die Treppe hinunter und vor die Tür.

Ihre Jugend verbrachte sie im niedersächsischen Celle, in Berlin arbeitete sie später als Hausdame. Ein Leben lang war sie unverheiratet, ging aber gerne in Gesellschaft zum Essen aus und in die Oper. Zu Zigaretten oder Alkohol ließ sie sich allerdings kaum verführen, das passte nicht zu ihrem eher nüchternen, disziplinierten Lebenstil, sagen Freunde.

Wieso sie dieses biblische Alter erreichte? Darauf gab Irmgard von Stephanie gestern keine Antwort. Vor lauter Trubel bei den vielen Vorbereitungen zum großen Fest fehlte ihr die Zeit. Man muss nachlesen, was sie einst zum 110. Geburtstag sagte: „Das ist mir selbst ein Rätsel.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false