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Brandenburg: Verdienstmedaille: "Potsdams Aufgabe war und bleibt: schön zu sein"

Die unerwartete Ehrung muss Andreas Kalesse mit stiller Genugtuung erfüllen, nach nunmehr neun Jahren nicht selten leidvoller Kämpfe für die Rettung von Denkmälern in Potsdam, gegen diverse Bausünden im UNESCO-Welterbe. Dass dem engagierten Stadtkonservator der märkischen Hauptstadt am Mittwochabend die "Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik" - nach dem Bundesverdienstkreuz die wohl höchste deutsche Auszeichnung - verliehen wurde, darf als ungewöhnlich angesehen werden.

Die unerwartete Ehrung muss Andreas Kalesse mit stiller Genugtuung erfüllen, nach nunmehr neun Jahren nicht selten leidvoller Kämpfe für die Rettung von Denkmälern in Potsdam, gegen diverse Bausünden im UNESCO-Welterbe. Dass dem engagierten Stadtkonservator der märkischen Hauptstadt am Mittwochabend die "Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik" - nach dem Bundesverdienstkreuz die wohl höchste deutsche Auszeichnung - verliehen wurde, darf als ungewöhnlich angesehen werden. Und das weniger deshalb, weil hauptamtliche Denkmalschützer - oft gescholten für rigide Auflagen - nicht gerade häufig offizielle Lorbeeren ernten. Bemerkenswerterweise ging der Antrag an den Bundespräsidenten weder vom Land Brandenburg, noch von der Stadt Potsdam, sondern eben vom Berliner Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen aus, was Kalesse selbst mit einem knappen Hinweis auf den "Propheten im eigenen Lande" kommentiert.

Wie Vizesenatssprecher Eduard Heußen bestätigt, war der Auslöser für Diepgens Antrag ein "privater Bürgerhinweis" auf die Verdienste Kalesses für den Erhalt der Spandauer Altstadt in den 80er Jahren. Doch ist der Konservator dank der Berliner Fürsorge ausdrücklich auch für seine Verdienste um die Potsdamer Kulturlandschaft ausgezeichnet worden. Dass Kalesse sich davon "Stärkung für die Denkmalpflege" erhofft, ist allerdings bezeichend und hat Hintergründe. Denn das Amt, für den Erhalt einiger tausend Denkmäler in der Schlösserstadt zuständig, kann Rückendeckung wahrlich gebrauchen. Zwar sind die Zeiten vorbei, als Baustadtrat Detlef Kaminski provokant fragte, "ob sich Potsdam überhaupt so viele Denkmäler leisten könne." Doch hat das Amt auch in jenem Rathaus, das von Stadtoberhaupt Matthias Platzeck regiert wird, durchaus keinen leichten Stand. Und der geistig unabhängige Erbehüter ist auch für die neuen Stadtväter unbequem geblieben: Nur vorerst auf Eis gelegt sind etwa jüngste Pläne, im Zuge der Verwaltungsreform das bislang zum Kulturresort gehörende Denkmalamt dem Bauressort einzuverleiben. Eine drohende Degradierung des Amtes, gegen die sich Kalesse zur Wehr setzt, wieder einmal, hat es doch mehrere solche Vorstöße bereits zu früheren Zeiten gegeben. Auch seine jüngste Mahnung, das historische Potsdamer Innenstadt-Kaufhaus mit dem einzigartigen Jugendstil-Lichthof, nicht zu zerstören, war vergeblich. Für das neue Shopping-Center des Karstadt-Konzerns bleiben nur die Fassade und die Glaskuppel des früheren Lichthofes erhalten. Wie formulierte Kalesse, der Rathauspolitik nicht offen kritisieren darf, in seiner Rede anlässlich der Auszeichnung? "Verlust kultureller Substanz ruft immer Verletztheiten hervor, und es gelingt kaum, diese durch neue Qualitäten zu ersetzen". Ungewiss bleibt, ob seine Mahnungen zum geplanten Aufbau des Stadtschlosses, bei dem Stadt- und Landesregierung auf Tempo drücken, gehört werden.

Er fordert, dass die unterirdischen Originalreste des Knobelsdorff-Schlosses nicht zerstört werden. Und er mahnt bei den Schlossprojekten in Potsdam und Berlin, die er als "Erinnerungsarchitektur" ansieht, höchste Bauqualität und eine würdige Nutzung nach dem Vorbild der Dresdner Frauenkirche an. Sein Leitbild für die alte Residenz formuliert Kalasse so: "Potsdams Aufgabe war und bleibt: schön zu sein."

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