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Brandenburg: Vermisster lag 22 Jahre tot in der Garage

Leiche erst jetzt zufällig entdeckt. Ehefrau wohnte die ganze Zeit daneben

Von Sandra Dassler

Bergholz-Rehbrücke - 22 Jahre lang galt Siegfried B. als vermisst. Kurz nach seinem 50. Geburtstag im Jahr 1985 hatte sich der Arzt und Freizeitjäger von seiner Frau verabschiedet, um nach draußen zu gehen. Als er nicht zurückkehrte, durchsuchte die Polizei nicht nur die umliegenden Wälder, sondern auch sein Grundstück in Bergholz-Rehbrücke. Das Wohnhaus wurde ebenso durchkämmt wie die Garage. Doch nicht gründlich genug, wie sich jetzt herausstellte. Denn Anfang dieser Woche fanden Bauarbeiter, die das Dach der Garage abtrugen, darunter ein menschliches Skelett. Schnell war klar, dass es sich um Siegfried B. handelte.

Für seine Frau, die in all den Jahren im Wohnhaus nebenan lebte und offensichtlich nichts ahnte, war die Nachricht ein Schock. Ob er auf dem Dachboden etwas suchte und von einem Herzinfarkt heimgesucht wurde oder ob er sich den Ort bewusst ausgesucht hatte, um sich das Leben zu nehmen, ist nun Gegenstand von Ermittlungen.

„Nach unseren bisherigen Erkenntnissen spricht mehr für einen Suizid“, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam, Christoph Lange. Darauf lasse vor allem der Umstand schließen, dass bei dem Toten Abschiedsbriefe gefunden wurden. „Es kann sich aber auch um einen Unfall handeln“, sagt Lange. „Für ein Fremdverschulden haben wir bisher keine Anhaltspunkte.“ Darauf ließen die Unversehrtheit des Skeletts, die Lage der Leiche und die Ergebnisse der bereits durchgeführten Untersuchungen schließen. Aufschluss über die Todesursache soll nun eine toxikologische Prüfung ergeben. Lange: „Auch nach so vielen Jahren lässt sich in den Knochen oder anhand der DNS nachweisen, ob eine Vergiftung vorlag. Bei einem Arzt, der an entsprechende Medikamente herankam, wäre das ja eine Möglichkeit“ – dass er sich nämlich mit Gift das Leben genommen hat.

Nach der Wende hatte es Gerüchte gegeben, wonach die Stasi etwas mit dem Verschwinden von Siegfried B. zu tun gehabt habe. Die Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität und die Staatsanwaltschaft Neuruppin untersuchten den Fall. In den Unterlagen der Gauck-Behörde hätten sich jedoch keine Hinweise gefunden, die auf eine Beteiligung der Staatssicherheit schließen ließen, hieß es gestern bei der Staatsanwaltschaft. Freunde und Nachbarn des Arztes berichten, dass sich dieser in den Monaten vor seinem Verschwinden sehr verändert habe. „Er hat stark abgenommen, sah aus, als ob er krank sei“, sagte ein Nachbar.

Dass die Leiche nicht früher gefunden wurde, können sich die Ermittler nur damit erklären, dass der Raum unter dem Dachboden nicht genutzt wurde und der Ehefrau nicht bekannt war. Außerdem lag das Skelett hinter Platten aus Wellasbest. Natürlich sei die Verwesung mit entsprechender Geruchsentwicklung einhergegangen, heißt es. Aber wenn keiner in der Garage war, sei dies wohl nicht wahrgenommen worden.

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