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Brandenburg: Vierzehneinhalb Jahre Haft für Entführer von Matthias Hintze

POTSDAM . Die beiden Entführer des in einem Erdloch erstickten Matthias Hintze sind zu einer Freiheitsstrafe von vierzehneinhalb Jahren verurteilt worden.

POTSDAM . Die beiden Entführer des in einem Erdloch erstickten Matthias Hintze sind zu einer Freiheitsstrafe von vierzehneinhalb Jahren verurteilt worden. Die erste Große Strafkammer des Potsdamer Landgerichts sah es am Dienstag als erwiesen an, daß die Russen Sergej Serow (39) und Wjatscheslaw Orlow (28) ihr Opfer im September 1997 aus seinem Elternhaus in Geltow bei Potsdam verschleppt und eine Million Mark Lösegeld gefordert haben. Matthias Hintze war in dem Erdverlies erstickt, in das die Kidnapper ihn gesperrt hatten.

In der einstündigen Urteilsbegründung sagte der Vorsitzende Richter, Horst Barteldes, die beiden Russen seien im Spätsommer 1997 nach Deutschland gekommen, um mit Straftaten viel Geld zu erlangen. Die Vorbereitung der Entführung zeuge von höchster krimineller Energie. Für eine Million Mark ein Menschenleben aufs Spiel zu setzen, sei schändlich. Die Täter seien aber nicht fahrlässig, sondern leichtfertig vorgegangen.

Andererseits könne das Gericht keinen Tötungsvorsatz erkennen. Für die Angeklagten habe das weitgehende Geständnis gesprochen. Die Staatsanwaltschaft und die Eltern als Nebenkläger hatten ein lebenslange Haftstrafe gefordert, die Verteidigung hatte auf je zwölf Jahre Haft plädiert. Die Eltern wollen Revision beim Bundesgerichtshof einlegen. Die Staatsanwaltschaft will diesen Schritt noch prüfen, hieß es nach der gestrigen Urteilsverkündung.

Wenige Kriminalfälle haben in Brandenburg soviel Aufsehen erregt wie die Entführung und der Tod des Gastwirtssohns Matthias Hintze. Die Stationen des Falls

14. September 1997: Matthias Hintze (20) wird aus seinem Elternhaus in Geltow bei Potsdam verschleppt. Die Entführer pferchen ihn in einem Waldstück bei Röbel in Mecklenburg in ein vorbereitetes Erdloch. Der junge Mann erstickt nur Stunden später.

18. September: Bei den Eltern geht ein Erpresserschreiben ein, die Entführer fordern eine Million Mark. Bis zum 3. Oktober scheitern mehrere Versuche einer Geldübergabe.

6. Oktober: Eine Berliner Zivilstreife nimmt die beiden Russen im Berliner Stadtteil Spandau fest.

8. Oktober: Serow führt die Ermittler zu dem Erdverlies bei Röbel. Die Leiche des Entführten ist bereits stark verwest. Die beiden Russen legen wenig später ein umfassendes Geständnis ab.

8. November 1998: Die Berliner Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen die beiden Russen wegen der Verschleppung des Berliner Computerhändlers Alexander Galius im Juni 1997 in Berlin. Der Prozeß steht noch aus.

14. November: Serow bricht nachts aus dem Potsdamer Gefängnis aus. Die Flucht wird erst am Mittag des folgenden Tages bemerkt.

18. November: Am Nachmittag wird Serow in Berlin überwältigt.

18. Februar 1999: Vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Potsdam beginnt der Prozeß gegen Serow und Orlow.

15. Juni: Am 20. Verhandlungstag spricht das Gericht das Urteil. Die Entführer müssen für vierzehneinhalb Jahre in Haft.

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