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Brandenburg: Virenerkrankung macht jetzt auch in Kliniken die Runde Insgesamt 65 Menschen leiden an Brechdurchfällen

Besucher müssen Schutzkleidung anlegen

Die Welle von Magen-Darm-Erkrankungen hat zwei Krankenhäuser in Spandau erfasst. Vermutlich handelt es sich um ein Virus. Der Krankheitsverlauf ist der gleiche wie im kürzlich berichteten Fall eines Altenheims in Steglitz: Patienten und Pfleger erkranken ganz plötzlich an Erbrechen und heftigem Durchfall, und nach rund drei Tagen verabschiedet sich die Erkrankung wieder.

Diesmal hat es drei Stationen im Waldkrankenhaus Spandau sowie die Vivantes-Klinik an der Neuen Bergstraße erwischt. Im Waldkrankenhaus leiden nach Auskunft der Spandauer Gesundheitsstadträtin Birgit Bialkowski (SPD) 45 Menschen an dem Virus, doch hier war die Krankheit am Freitag bereits auf dem Rückzug. Bei Vivantes traf es laut Gesundheitsamt 20 Patienten, dort ging die Erkrankung gestern erst richtig los.

Dementsprechend wurden an den Kliniken die Hygienemaßnahmen verstärkt. Wer seine Angehörigen besuchen wollte, musste Schutzkleidung und Mundschutz anlegen und sich nach dem Besuch desinfizieren lassen. „Das dient dem Schutz der Besucher“, sagte der ärztliche Direktor des Waldkrankenhauses, Joachim Bülow. Das Vorgehen sei mit dem Gesundheitsamt so abgestimmt. Nicht lebensnotwendige Operationen seien zum Teil verschoben worden: „Es gibt immer die Möglichkeit, dass bei Operationen Keime übertragen werden. Das würde einem ohnehin geschwächten Patienten zu stark schaden“, so Bülow.

Der Krankheitsverlauf erinnert an den Fall im Altenheim „Käthe Kollwitz“, in dem Mitte Oktober insgesamt 70 Bewohner und Pfleger erkrankten. Aus den Stuhlproben der Betroffenen ließ sich feststellen, dass es sich bei dem Erreger um das so genannte Norwalk-Virus handelte. Ob dieses Virus auch die jetzt aufgetretenen Fälle in Spandau verursacht hat, ist noch nicht erwiesen. „Wir haben Stuhlproben genommen, aber es liegen noch keine Befunde vor“, sagte Stadträtin Bialkowski.

Der Hygiene-Chef der städtischen Krankenhausgesellschaft Vivantes, Klaus-Dieter Zastrow, bestätigte das Auftreten der Fälle im Klinikum Neue Bergstraße. Wie die anderen hält er die Sache nicht für alarmierend. Das Virus habe es auch früher schon gegeben, nur finde man es dank verbesserter Diagnostik heute häufiger. „Wir regeln das dann sofort über die Hygienemaßnahmen“, sagte Zastrow. „Überall, wo Hände hinfassen, ist Infektionsgefahr. Desinfiziert man alle Flächen, hat man die Sache in wenigen Tagen im Griff.“ Zastrow beschreibt die Kausalkette plastisch: Sie sitzen auf Toilette, das Papier ist wie ein Sieb, wenn Sie nicht gerade einen dicken Stapel dreilagiges Toilettenpapier verwenden. Also haben Sie das Virus danach an den Händen, danach fassen Sie die Türklinke an, drehen den Wasserhahn auf, und wenn sie ihn wieder zudrehen, nehmen Sie das Virus von dort wieder mit.

Aus anderen Bezirken sind nach Angaben des Landesamtes für Gesundheitsschutz bisher keine ähnlichen Fälle gemeldet worden. Niedergelassene Ärzte bestätigten allerdings, dass Durchfall und Erbrechen zur Zeit auch unter ihren Patienten grassieren.

In der jüngeren Vergangenheit hatte es neben der Viruserkrankung auch einen Fall von Salmonellen in einem Altenheim gegeben. Eine solche bakterielle Erkrankung schließt das Spandauer Amt in den aktuellen Fällen aber aus: „Das würde länger als drei Tage dauern.“

Fatina Keilani

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