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Brandenburg: Vom Mut beeindruckt SCHÜLER ERFORSCHEN DEN AUFSTAND

Jugendliche des Claudel-Gymnasiums besuchten Zeitzeugen

Millimetergenau werden Lineale angelegt, Fotos und Texte in die Ausstellungsrahmen gepasst. Sieht nach Arbeit aus. „Das Schwerste sieht man nicht, das haben wir hinter uns“, sagt Sascha Vogel. Zeitzeugen ausfindig machen, Zeitzeugen befragen, Zeitzeugen auch mal in ihrem Redefluss bremsen. Aber gebracht haben die Interviews dem 18Jährigen Abiturienten aus Prenzlauer Berg eine ganze Menge. „Ich weiß jetzt, dass man was bewegen kann, wenn man ein Ziel vor Augen hat.“ Und dass man manchmal mutig sein muss, wie die Arbeiter beim Aufstand am 17. Juni.

Eigentlich geht Sascha auf die Heinrich-Schliemann-Oberschule, aber den Leistungskurs Politische Weltkunde belegt er am Camille-Claudel- Gymnasium. Dort entstand die Idee, sich am Wettbewerb der Schulverwaltung und des Tagesspiegels zu beteiligen. Zuletzt trafen sich die insgesamt 16 Schüler für ihr Projekt immer häufiger nachmittags. Freiwillig. „Das ist mein Ziel, Unterrichtsstoff in die Freizeit herüberzuziehen“, sagt Lehrerin Elke Röllig, die die Geschichtswerkstatt-Galerie in der Claudel-Schule leitet. Hier wird die Ausstellung zusammengestellt, die am 17. Juni abends auf dem ABB-Gelände in Pankow, Lessingstraße, zu sehen ist. Bezirksbürgermeister Burkhard Kleinert benennt dort eine Straße symbolisch nach Heinz Brandt – ehemaliger Auschwitz-Häftling und SED-Funktionär, der für einen liberalen Kurs gegenüber den Streikenden eingetreten und deswegen zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt worden war. Sascha Vogel hat seinen Zeitzeugen Günter Jablonski gefragt, wie das damals war. „Er ist mit einem Freund von Wilhelmsruh zur Straße Unter den Linden gelaufen.“ Jablonski, Materialprüfer im VEB EKM Kraftwerkbau, floh, bevor Panzer in die Menge rollten.

Die Schüler haben zudem Zeitungsartikel verglichen. „Das ND behauptet, der Aufstand sei von westlichen Agenten geplant worden. Der Tagesspiegel bewundert stattdessen den Mut der Ostberliner“, steht auf einer Tafel. Nach dem 17. Juni ist die Schau in der Schule an der Eugen-Schönhaar-Str. 18 zu sehen. Draußen im Hof strahlen die Namen aller Abiturienten in bunter Farbe an der Wand. „Macht eure Hausaufgaben“, steht als doppeldeutige Aufforderung darunter. Die Wettbewerbsteilnehmer haben sie erledigt. kög

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