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Brandenburg: Was ist LER wert?

Ethik-Unterricht bleibt umstritten – auch nach einer neuen Studie

Potsdam. Das umstrittene Schulfach Lebensgestaltung, Ethik, Religionskunde (LER) bleibt ein Streitfall in der Großen Koalition. Während Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) gestern auf das „LER-positive Klima“ an den Schulen verwies und die weiter verbesserte Qualität des Unterrichts lobte, rügte CDU-Bildungsexpertin Carola Hartfelder fortbestehende „gravierende Mängel".

Reiche wie Hartfelder bezogen sich auf einen Forschungsbericht zu LER, der an der Berliner Humboldt-Universität entstand. Er beweise, dass LER bei den Schülern beliebt sei und „wachsende Akzeptanz“ genieße, sagte Reiche. „Die Schüler haben LER angenommen.“ Die Qualität von LER sei besser geworden. Mit dem auf Anregung des Bundesverfassungsgerichtes zustande gekommenen Vergleich, der die Stellung des Religionsunterrichtes gegenüber LER regelt, sei eine neue Etappe der Konsolidierung des 1992 erstmals probeweise eingeführten Unterrichtsfaches erreicht worden. Jetzt könne man zum Beispiel bei der Qualifizierung der Lehrer nachbessern. Um dies zu erreichen, so der Minister, werde im Herbst an der Universität Potsdam ein eigener Studiengang mit voraussichtlich 60 Plätzen für LER eingerichtet. Für die bildungspolitische Sprecherin der CDU, Carola Hartfelder, macht der Forschungsbericht deutlich, dass LER „ein politisch gewolltes, künstlich erzeugtes Zusatzfach“ sei. Deshalb sei es wichtig, die vom Bundesverfassungsgericht angemahnte Gleichrangigkeit von LER und Religion herzustellen. Laut Hartfelder gelingt es den Lehrern häufig nicht, die drei Hauptfelder von LER - Lebensgestaltung, Ethik, Religionskunde - bei der Behandlung von Themen zu verbinden. Dies bestätigte auch Sabine Gruehn, Autorin des Forschungsberichtes: Die Lehrer seien mit der gemeinsamen Behandlung religiöser, ethischer und lebensgestalterischer Fragen oft überfordert. Am eindeutigsten sind sie nach der Studie noch bei religionskundlichem Wissen. Hingegen sind Auswirkungen auf die Wertvorstellungen der Schüler nicht festgestellt worden.

Hartfelder führte das auch darauf zurück, dass es bis heute keine verabschiedeten Lehrpläne für LER gebe. Problematisch sei auch die Konkurrenz zwischen den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern und LER. So greife LER zum Beispiel in das Fach Politische Bildung ein. Trotz der vorhandenen Mängel will Reiche die landesweite Einführung von LER forcieren: Spätestens in drei Jahren soll die landesweite Einführung von LER in der Sekundarstufe 1 (7. bis 10. Klasse) abgeschlossen sein.

Michael Mara

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