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Brandenburg: Wiedereröffnung nach tausend Jahren

Raddusch. Der Text auf der Einladung klang nach starker Übertreibung: „Wiedereröffnung nach 1000 Jahren!

Raddusch. Der Text auf der Einladung klang nach starker Übertreibung: „Wiedereröffnung nach 1000 Jahren!“ Es sollte sich um eine Burg handeln, in der einst die Slawen lebten. Kurz hinter dem Dreieck Spreewald auf der Autobahn nach Cottbus rückt sie auf der rechten Seite ins Blickfeld. Hinweisschilder fehlen zwar noch, aber wer in Boblitz abfährt und den richtigen Weg findet, steht irgendwann vor der „Slawenburg Raddusch".

„Die Formulierung mit den 1000 Jahren stimmt“, sagt Kulturministerin Johanna Wanka. Damals hätten die Menschen des slawischen Stammes der Lusizi – daher der Lausitz – ihre Burgen verlassen und sich in den umliegenden Dörfern angesiedelt. „Nun kann sich in der nachgebauten Burg jeder Besucher in die damalige Zeit hineinversetzen." Die Ministerin konnte die sonderbare Wiedereröffnung mit einer bislang nur provisorischen Ausstellung entspannt absolvieren. Ihr Haus steckt keinen Cent in den mehrere Millionen Euro teuren Bau. Das Geld stammt aus der Bergbausanierung, also von den Steuerzahlern.

Dieses nicht alltägliche Engagement der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) wird mit der besonderen Geschichte der Slawenburg erklärt. Zwischen 1984 und 1990 verschwanden die Reste der alten Anlage, um Platz für einen großen Tagebau zu schaffen. Doch nach der Wiedervereinigung wendete sich auch hier das Blatt. Kohle wurde in der ursprünglich geplanten Menge nicht mehr gebraucht. Das Grundstück der ursprünglichen Burg blieb unberührt. Also reifte die Idee zum Wiederaufbau der Burg. Ein zusätzlicher Anziehungspunkt für die Spreewaldtouristen sollte hier entstehen.

Die Maße beeindrucken: neun Meter hoch und 1000 Quadratmeter Innenhof. Im Gegensatz zum Original kann das Innere des Walls betreten werden. Hier ist Platz für eine Ausstellung zur Ur- und Frühgeschichte. Die wird erst im nächsten Frühjahr fertig. Bis dahin soll auch die Frage des Betreibers geklärt sein. Ein Gastwirt übernimmt ab Mai die Geschäfte und will für das „Aha-Erlebnis im Burginnenhof“ zwei Euro pro Gast kassieren. Er bietet auch Speisen und Getränke an. Die Vermarktung der Anlage liegt in den Händen der Internationalen Bau-Ausstellung „Fürst-Pückler-Land“, die die Veränderung der Tagebaulandschaft begleitet. Sie organisiert Führungen. Das Ballett des Staatstheaters Cottbus hat die eigentümliche Kulisse bereits bei einer Aufführung getestet und für gut befunden. Claus-Dieter Steyer

Raddusch ist mit dem Zug von Berlin und Cottbus stündlich mit dem Regionalexpress 2 zu erreichen. Autofahrer nutzen die Ausfahrten Boblitz oder Vetschau der Autobahn A 15. Auskünfte unter www.slawenburg-raddusch.de oder Telefon 03 54 33/5 55 22.

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