zum Hauptinhalt

Brandenburg: „Wir versuchen es nochmal – genau wie Henry Maske“

Der späte Triumph des Boxidols ist für die Frankfurter ein Symbol: Nach vielen Rückschritten plant die Stadt einen Neubeginn – mit Solartechnik

Von Sandra Dassler

Frankfurt (Oder) - Sie haben mit ihm gehadert, weil er sich in den vergangenen Wochen nie in der Stadt sehen ließ. Sie haben nicht mehr an ihn geglaubt – spätestens seit dem missglückten Comeback von Axel Schulz. Sie haben die Köpfe geschüttelt und ihn für verrückt erklärt. Aber am Sonnabend war alles vergessen. Da fieberten die Frankfurter wie in alten Zeiten mit ihrem Ehrenbürger Henry Maske vor privaten und öffentlichen Bildschirmen mit. Selbst die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina, Gesine Schwan, die wenig Affinität zum Boxen hat, drückte „Sir Henry“ die Daumen.

In der Gaststätte „Diebels Alt“ in der Innenstadt reichten am Samstagabend die Stühle nicht. Mehr als einhundert Gäste verfolgten auf zwei Leinwänden den Kampf. „Man merkte, wie die Skepsis immer mehr in Begeisterung umschlug“, erzählt die Kellnerin Jaqueline Ockert: „Es war wie zur Fußball-WM. Nach dem Sieg kannte der Jubel keine Grenzen. Und als Henry dann seine Frau umarmte, hatten viele Frankfurter Tränen in den Augen.“

Das liege auch daran, sagt die Kellnerin, dass Henry Maske, obwohl er seit Jahren nicht mehr in Frankfurt lebt, immer Kontakt zu seiner Stadt gehalten hat: „Er unterstützt viele soziale Projekte – zum Beispiel Kindergärten. Und er ist immer bescheiden und menschlich geblieben.“

Für Frankfurts Oberbürgemeister Martin Patzelt (CDU) ist der Sieg des Boxidols geradezu symbolhaft für die gegenwärtige Situation der Stadt: „Henry hat eine bittere Niederlage in einen Sieg verwandelt. Wir siedeln im Gebäude der gescheiterten Chipfabrik eine von drei Solarmodulfirmen an. Rund 1400 Arbeitsplätze entstehen insgesamt. Wie Maske versuchen wir es einfach nochmal.“

Auch dass Henry Maske nach zehn Jahren wieder solche Fitness erreichen konnte, mache vielen Frankfurtern Mut, meint Patzelt. Man könne durchaus auch mit 40 oder 50 noch einmal neu beginnen, umschulen, sich neu qualifizieren.“

Der Oberbürgermeister ist nicht zum Kampf nach München gefahren. „Ich war beim Comeback-Versuch von Axel Schulz, so etwas wollte ich mir nicht nochmal antun“, sagt er. Außerdem sei er etwas irritiert gewesen, dass Henry Maske, der in den vergangenen Monaten in Frankfurt trainierte, sich trotz Einladung nicht habe sehen lassen. „Wahrscheinlich wollte er sich ganz auf sein Training konzentrieren“, vermutet Patzelt: „Und das hat sich ja am Ende auch gelohnt.“

Tom Langelotz hat den Kampf Maskes im Internat der Frankfurter Sportschule verfolgt. Der 17-jährige Thüringer ist einer von vielen Nachwuchsboxern, die hier ausgebildet werden. „Der Sieg ist gerade nach der Niederlage von Axel Schulz eine tolle Werbung für unsere Sportschule“, sagt er: „Schließlich hat auch Henry schon hier trainiert und bis heute gibt es fast nirgends bessere Trainer und Bedingungen.“ Tom Langelotz ist bereits internationaler deutscher Meister – eines von vielen Talenten aus Frankfurt. Nachwuchssorgen kennt man hier nicht.

Für Stadt-Sprecher Heinz-Dieter Walter, war die Welt gestern nicht nur wegen des warmen Sonnentages in Ordnung: „Wir werden Solarstadt, wir bekommen viele neue Arbeitsplätze, die letzten sechs Felder der Marienkirchfenster sind in Moskau aufgetaucht und nun gewinnt auch noch Henry Maske. So einen Frühling hat Frankfurt schon seit vielen Jahren nicht mehr erlebt.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false