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Brandenburg: Wirtschaftsminister will Randregionen nicht aufgeben Junghanns: Starke Branchen sollten weiter gestärkt werden.

Das gelte im Berliner Umland ebenso wie im Brandenburger Außenraum

Brieselang - „Das ist schon einer der Giganten“, sagt Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU), als er das Logistikzentrum des Fiege-Konzerns in Brieselang besichtigt. Viele kennen es: Es sind jene markanten grauen Hallen nahe der Abfahrt Falkensee am Berliner Ring. Kaum jemand aber weiß, dass sich dahinter eines der beiden großen deutschen Warenumschlagszentren von Neckermann verbirgt. Von hier aus werden Möbel, aber auch Waschmaschinen, Kühlschränke und Fernseher, nicht nur nach Berlin und Brandenburg geliefert, sondern auch nach Norddeutschland, nach Tschechien und Österreich. Und gleich nebenan auf dem Areal des Güterverkehrszentrums steht ein weiteres Logistik-Zentrum, von dem aus die karstadt-Häuser in der Region beliefert werden, darunter auch das KaDeWe.

Die Logistik ist eine Branche, die sich typischerweise im Umland großer Städte ansiedelt. So passte Junghanns’ – schon länger geplanter – Besuch in den Güterverkehrszentren Brieselang und Wustermark genau zu der von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) angestoßenen Debatte um eine stärkere Förderung des Berliner Umlands. Am Berliner Autobahnring sind in den letzten Jahren überall Verteilzentren entstanden, in denen Waren für den Großraum umgeschlagen werden. „Das zeigt, welche Chancen, welche Potenziale, welche Stärken das Umland um die Metropole Berlin hat“, sagt Junghanns.

So hätten sich inzwischen in Brandenburg rund 100 Logistikfirmen mit inzwischen 6500 Beschäftigten angesiedelt. Und die Branche verzeichnet Wachstumsraten von jährlich 20 Prozent – trotz der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage. Nach Startschwierigkeiten Mitte der 90er Jahre gehören die Güterverkehrszentren Großbeeren (3000 Arbeitsplätze) und Wustermark (1500 Arbeitsplätze) bei Berlin inzwischen zu den größten in Deutschland. Bei einem Ranking lagen sie jüngst auf Platz drei und vier hinter denen in Bremen und Regensburg. In Wustermark kommt täglich ein Intercity-Containerzug an, die Aufschriften erinnern an Seehäfen: „China Shipping“ oder „Mexico-Line“. In Kürze eröffnet hier ein Zentrallager, von dem alle „Netto“-Märkte in der Region beliefert werden, erzählt der Projektentwickler Rüdiger Haage.

Dennoch warnt der Wirtschaftsminister – der als einer der ersten Brandenburger Politiker überhaupt von der „Hauptstadtregion“ sprach – vor einer zu einseitigen Konzentration auf den berlinnahen Raum. Man sollte sich in erster Linie „an Branchen orientieren“, nicht am Standort, meint Junghanns. Man müsse starke Branchen stärken, nicht nur im Zentrum, sondern auch in der Peripherie – etwa in Schwedt oder Schwarzheide. „Man muss punktuell auch erfolgreiche Standorte in den berlinfernen Regionen fördern“, sagt auch der Logistik-Manager Ludger Wilken, der gleichwohl den Kurswechsel der Landesregierung für eine stärkere Förderung der Berliner Region begrüßt.

Denn ein Selbstläufer sei auch das Umland nicht. Wustermark ist erst zu 60 Prozent ausgelastet. Und die größte Logistik-Investition der jüngsten Zeit, das neue internationale Luftfrachtlogistik-Zentrum der Post entsteht nicht in der Hauptstadt-Region – sondern am Leipziger Flughafen. „Unsere Infrastruktur war nicht gut genug“, sagt Junghanns.

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