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Die Türöffnerin. Erst über Eva-Marie Verleih, die damals noch im Teezubereitungshaus wohnte, kamen die beiden Potsdamer Autorinnen Francisca Drechsler und Barbara Rohm auf die Spur derer, die in Potsdams Weltkulturerbe leben.

© Ullmann Verlag

Wohnen im Schloss in Potsdam: Zur Miete in Sanssouci

Wohnen, wo andere flanieren: Im Chinesischen Teehaus, in Babelsberg oder im Küsterhaus an der Friedenskirche. Ein neues Buch stellt die Bewohner des Potsdamer Weltkulturerbes vor.

Lustwandeln im Schloss Lindstedt, wann immer es beliebt, dort wohnen, wo Geschichte lebendig wird: Für einige Potsdamer ist das Alltag. Kaum bemerkt von den zahlreichen Besuchern, die das Weltkulturerbe in Sanssouci, Babelsberg oder im Neuen Garten besuchen, leben sie im Küsterhaus an der Friedenskirche, im Teezubereitungshaus beim Chinesischen Teehaus, im Gehilfenhaus der Villa Illaire beim Schloss Cecilienhof oder sogar in den Schlössern selbst.

Für ihr Buch „Menschen in Sanssouci. Leben und Arbeiten im Weltkulturerbe“ haben sich die Autorin Francisca Drechsler und die Fotografin Barbara Rohm auf die Spuren dieser Bewohner begeben. 21 erzählen persönliche Geschichten vom Leben inmitten von Denkmälern und ermöglichen damit auch einen neuen, intimeren Blick auf das Weltkulturerbe.

Zweieinhalb Jahre lang haben die Potsdamerinnen Francisca Drechsler und Barbara Rohm an dem Buch gearbeitet. Die Idee entstand, als Rohm bei einem Spaziergang durch den Park Sanssouci mit Eva-Marie Verleih ins Gespräch kam, die damals noch das Teezubereitungshaus bewohnte. „Ich hatte mich schon öfter gefragt, wer eigentlich hinter den Gardinen der Parkhäuser wohnt“, so die Fotografin. „Es war einfach ein schöner Zufall, dass Eva-Marie Verleih so offen war und mich auch gleich in ihr Haus reingelassen hat.“ Aus dieser Begegnung heraus entstand der Wunsch, auch mehr über die anderen Bewohner zu erfahren.

Mit dem Kontakt zu Eva-Marie Verleih war jedoch nur der erste Schritt getan. Um die Bewohner, die alle Angestellte der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sind oder waren, zu erreichen, verschickten sie Kunstpostkarten, auf denen sie ihr Projekt vorstellten. Die meisten Empfänger meldeten sich zurück, erbaten sich jedoch Bedenkzeit. Was die meisten am Ende überzeugt habe, sei der Gedanke, Geschichte bewahren zu wollen, wie Barbara Rohm erzählt.

„Im ersten Moment empfindet man so etwas natürlich als einen Eingriff in das sehr Persönliche“, sagt Andreas Pietz, der im Schloss Lindstedt wohnt. Aber sehr schnell habe er das Gefühl bekommen, gut aufgehoben zu sein. Der Gartenmeister des Parkreviers III in Sanssouci arbeitet seit 1990 bei der Schlösserstiftung und bewohnt seit 2011 das Erdgeschoss von Schloss Lindstedt.

Auf rund 140 Quadratmetern lebt er mit seiner Familie in der Wohnung unter der Bibliothek und dem Kaminzimmer des Schlosses – und das sehr gern. „Es ist natürlich sehr abgeschlossen und weit draußen“, gibt er zu. „Aber ich mag das, hier habe ich meine Ruhe.“ Diese schätzt auch Heinz Schönemann, der als ehemaliger Schlösserdirektor und stellvertretender Generaldirektor sowie Stiftungskonservator mit seiner Frau seit 1978 in der Fasanerie in Sanssouci lebt. Ingo Seifert hingegen schreckte die Aussicht auf so viel Frieden erst mal ab: Der Stuckateur wollte sich die Wohnung im Nord-West-Flügel des Orangerieschlosses, wo er auch sein Atelier aufgebaut hat, zunächst gar nicht ansehen. Heute kann er sich nicht mehr vorstellen, woanders zu wohnen.

Sarah Kugler

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