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Brandenburg: Zu viele Autos: Grundstückseigner sperrt Straße

Privatmann fühlte sich von Parkenden gestört Zufahrt zum S-Bahnhof Wannsee nun eingeschränkt

Berlin - Im ersten Moment dachte Peter Stammnitz an einen Witz. Der hintere Teil der Reichsbahnstraße in Zehlendorf, die zum südlichen der beiden Eingänge des S-Bahnhofs Wannsee führt, war mit einer Kette gesperrt. Bereits seit Anfang Mai stehen dort Parkverbotsschilder, seit rund zwei Wochen ist nun die Absperrung hinzugekommen.

„Zu Fuß kann man den Eingang noch erreichen, mit dem Auto aber nicht mehr“, sagt Stammnitz, der jeden Morgen seine Tochter an der Station absetzt. Da der Wendekreis am Ende der Straße jetzt nicht mehr zu erreichen ist, und die Bahn AG vom vorderen Teil der Straße aus Fahrzeuge auf Autoreisezüge verladen lässt, entstehe auf der Straße besonders in den Morgenstunden regelmäßig „Kuddelmuddel“.

Verantwortlich für die Sperrung ist der Eigentümer der Straße Michael Runze, der 2001 vom Bundeseisenbahnvermögen ein Grundstück erwarb, das die Bahn nicht mehr benötigte. Darauf baut Runze jetzt ein Haus. Zu dem Grundstück gehört auch die Reichsbahnstraße. Gesteigertes Interesse an der Fahrbahn habe er jedoch nicht, sagt er. Dem Bezirk Zehlendorf habe er die 1880 Quadratmeter große Fläche deshalb bereits für fünf Euro pro Quadratmeter zum Kauf angeboten. Aus finanziellen Gründen habe man dort jedoch abgelehnt.

Gesperrt hat Runze die Straße nun nach Rücksprache mit dem Tiefbauamt, weil er sich als künftiger Anwohner von den Autos gestört fühlt, die wie er sagt, trotz seiner Verbotsschilder mitunter wochenlang die Straße blockiert hätten. Außerdem verursachten die Fahrer Müll, für dessen Beseitigung er als Eigentümer ohne die Möglichkeit einer Refinanzierung verpflichtet sei.

Dass die Sperrung rechtens ist, bestätigt Martin Müller-Ettler, Leiter des Tiefbauamtes Steglitz-Zehlendorf. Dem Grundstücksverkauf habe der Bezirk nicht zustimmen müssen, da die Straße von privater Hand in private Hand übergegangen sei. Und da sie weder dem öffentlichen Verkehr gewidmet noch die Zufahrt zum Verladebahnhof behindert sei und Fußgänger den Eingang des S-Bahnhofs nach wie vor problemlos erreichen könnten, dürfe der Eigentümer sie für Autos sperren.

Die Bahn AG, die in Berlin auch die S-Bahn betreibt, kündigte jedoch an, die Vertragsunterlagen prüfen lassen zu wollen. „Wir sind daran interessiert, dass ein ungehinderter Zugang zu allen Eingängen des Bahnhofs möglich ist“, sagte ein Sprecher. „Deshalb möchten wir natürlich auch, dass Taxis direkt vor dem Südeingang halten können.“

Auch in anderen Berliner Bezirken gibt es Privatstraßen. Beispielsweise gehören unter anderem die Ludwig-Beck- Straße, die Varian-Fry-Straße und die Brüder-Grimm-Gasse am Potdamer Platz dem Daimler-Chrysler-Konzern. „Dort regelt jedoch ein Vertrag mit der Kommune die öffentliche Nutzung“, heißt es aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

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