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Brandenburg: Zwanghaft zuversichtlich

Bei Toll Collect in Potsdam hält man die Hoffnung hoch und spricht noch nicht über Jobverluste

Potsdam. Durch die Fensterscheiben des Bürogebäudes an der Zeppelinstraße in Potsdam sind fleißig telefonierende Frauen und Männer zu sehen. Im Call-Center von „Toll Collect“, zu erkennen an dem Logo mit dem beiden schwungvoll in die Ferne entschwindenden Fahrstreifen, geht die Arbeit noch immer weiter. Tag und Nacht. 320 Angestellte haben in dem orangefarbenen Neubau gegenüber dem Arbeitsgericht ihre Arbeitsplätze. Sie sehen aus, wie Call-Center-Arbeitplätze überall aussehen: ein Tisch, ein Telefon, ein Monitor, ein Stuhl, der Tisch an drei Seiten von Trennwänden umgeben, damit man sich ganz auf den Anrufer konzentrieren kann. Dieser Tage rufen wohl noch mehr Spediteure und Lastwagenfahrer an als sonst. Denn keiner weiß, was aus dem System noch wird, das man sich bei Toll Collect ausgedacht hat, um von Lastwagen auf deutschen Autobahnen eine Maut von 12,4 Cent pro Kilometer kassieren zu können.

Oder besser: Außer einigen Optimisten bei Toll Collect weiß das keiner. Eine Sprecherin des Konsortiums, dessen Zentrale am Potsdamer Platz in Berlin untergebracht ist, spricht tapfer von einem „völlig normalen Gang der Dinge“ bei Toll Collect: Man arbeite weiter. Noch gebe es nicht mehr als die Ankündigung der Vertragskündigung. Davon abgesehen, habe Toll Collect einen Zeitplan vorgeschlagen, um ein weiteres Angebot abgeben zu können. Wenn man die Frist von zwei Monaten einhalten wolle, müsse man weitermachen wie geplant.

So sagt es auch eine Mitarbeiterin des Call-Centers in Potsdam: Noch sei nicht einmal die Kündigung des Mautvertrages formell ausgesprochen. Von ihren Kollegen und Kolleginnen hat sie den Eindruck, ihre Stimmung sei noch gefasst – keine Unruhe, kein Endzeitstimmung. Gedanken werde sie sich machen, wenn die ersten Job-Kündigungen ausgesprochen seien, sagt die Frau aus dem Call-Center. Bis dahin gestatte sie sich keinen Pessimismus – Kündigungen könnten heutzutage viele treffen.

Dennoch sind Besuche in der Potsdamer Niederlassung unerwünscht. Wer etwas über die Befindlichkeit und die Erwartungen der 320 Angestellten wissen und deshalb mit einigen direkt sprechen möchte, wird freundlich an die Sprecherin in der Zentrale verwiesen. Die verweigert freundlich die Besuchserlaubnis. Es sei „nicht zielführend“, wenn Mitarbeiter dieser Tage öffentlich darüber spekulierten, was aus ihren Jobs, aus Toll Collect und aus dem Mautprojekt noch wird.

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