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Brandenburg: Zwangsstopp für den Reaktorzug Atomgegner blockierten kurzzeitig das Gleis

Rheinsberg/Lindow - Die Polizei hatte mehr als 600 Beamte aufgeboten, Sicherheitsleute von mehreren Privatfirmen patrouillierten ebenso wie zahlreiche Bahnbeschäftigte, und am Himmel kreiste ein Hubschrauber. Trotz alledem gelang Atomkraftgegnern gestern eine spektakuläre Aktion: Mehrere Anhänger einer Bürgerinitiative aus dem niedersächsischen Lüchow-Dannenberg blockierten im Dorf Dierberg die Gleise und zwangen so den Zug mit dem Reaktorbehälter aus dem stillgelegten Kernkraftwerk Rheinsberg zu einem ungeplanten Stopp auf freier Strecke.

Rheinsberg/Lindow - Die Polizei hatte mehr als 600 Beamte aufgeboten, Sicherheitsleute von mehreren Privatfirmen patrouillierten ebenso wie zahlreiche Bahnbeschäftigte, und am Himmel kreiste ein Hubschrauber. Trotz alledem gelang Atomkraftgegnern gestern eine spektakuläre Aktion: Mehrere Anhänger einer Bürgerinitiative aus dem niedersächsischen Lüchow-Dannenberg blockierten im Dorf Dierberg die Gleise und zwangen so den Zug mit dem Reaktorbehälter aus dem stillgelegten Kernkraftwerk Rheinsberg zu einem ungeplanten Stopp auf freier Strecke. Sie protestierten gegen die aus ihrer Sicht „völlig ungeklärte Frage einer Endlagerung von verstrahlten Abfällen aus Atomanlagen“, wie Sympathisanten später erklärten.

Die Bundespolizei nahm drei Personen wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr vorläufig in Gewahrsam. Nach gut fünf Minuten konnte der Zug mit seiner brisanten Fracht weiter in Richtung Greifswald fahren, wo er in der Nacht das Zwischenlager Lubmin erreichen sollte.

Auf Brandenburger Gebiet blieb der Stopp in Dierberg die einzige Störung. Die drei von Experten als „marode“ eingestuften Brücken in Lindow hielten der Last von insgesamt 400 Tonnen stand. Allerdings hatte die Bahn am Morgen zwei davon mit zusätzlichen Stützpfeilern verstärkt. Der anschließende Test mit zwei schweren Diesellokomotiven glückte, so dass das Eisenbahnbundesamt grünes Licht für den Reaktortransport gab.

Dennoch blieben viele Anwohner misstrauisch. Sie versammelten sich hinter den Absperrgittern der Polizei, um einen möglichen Brückeneinsturz aus der Nähe zu verfolgen. Fernsehteams lieferten Livebilder von den Straßenbrücken. Selbst das spanische Fernsehen schickte Kameraleute ins ansonsten verschlafene Lindow, um den ersten Transport eines Atomreaktors festzuhalten. Presse und Einwohner bekamen kurz vor dem Eintreffen des Zuges tatsächlich Spannendes zu sehen: Ein Eisenbahntechniker stieg auf eine Leiter unter der Brücke, um mit einer Taschenlampe die Position der Widerlager während der Überfahrt des Zuges zu beobachten. „Kommen Sie da weg!“, rief eine besorgte Frau. Doch der Mann blieb auf seinem Posten.

„Wir waren von vornherein von der Standfestigkeit der Brücken überzeugt", sagte ein Bahnsprecher nach der geglückten Passage. In Kürze reißt die Bahn die beiden Straßenbrücken in Lindow dennoch ab und ersetzt sie durch Neubauten.Claus-Dieter Steyer

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