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Brandenburg: Zwölf Blitzer hintereinander – trotzdem mehr Unfälle Seit einem Jahr steht eine Kette von Radarfallen an der Bundesstraße 158

Seither krachte es dort öfter als zuvor. Aber es gab keine Toten mehr

Bad Freienwalde - Die Blitzerkette auf der Bundesstraße 158 zwischen Berlin und Bad Freienwalde hat die Zahl der Unfälle nicht verringern können. Im Gegenteil: Seit Inbetriebnahme der zwölf stationären Geschwindigkeitsmessgeräte – sechs auf jeder Seite – auf dem 14 Kilometer langen Abschnitt von Tiefensee bis zum Ortseingang Freienwaldes vor einem Jahr hat es sogar häufiger gekracht. Von Anfang Juli 2004 bis Ende Juni 2005 zählte die Polizei hier 107 Unglücke. In den zwölf Monaten zuvor waren es 85.

„Wir sind dennoch zufrieden“, sagt Thomas Wilde vom zuständigen Polizeischutzbereich Märkisch-Oderland. „Denn es gab auf dieser Strecke keine tödlich verunglückte Person, während ein Jahr zuvor noch vier Menschen bei Unfällen starben.“ In der Bilanz stehen auch weniger Schwerverletzte. Zwei wurden in der „Blitzerallee“ gezählt, ein Jahr davor hatten bei Unfällen neun Personen schwere Verletzungen erlitten. Die Zahl der Leichtverletzten dagegen stieg von 12 auf 23.

Für die Polizei steht die Ursache für die Zunahme der Unfallzahlen auf diesem wohl am besten überwachten Brandenburger Straßenstück fest: Der Verkehr ist einfach stärker geworden. Schließlich handelt es sich bei der B 158 um die kürzeste Verbindung zwischen Berlin und der polnischen Grenze. Rund 50 Kilometer liegen zwischen der nordöstlichen Stadtgrenze und dem Übergang in Hohenwutzen. Und hinter der Oder locken Tankstellen und Zigarettenverkäufer mit Preisen weit unter denen in Deutschland. Oft wird der Ausflug noch mit einem Abstecher beim Friseur und in der Gaststätte verbunden. Seit dem Wegfall der Zollkontrollen im Mai 2004 und dem damit verbundenen Ende der Warteschlangen vor der Abfertigung hat sich die Zahl der Grenzübertritte allein in Hohenwutzen auf fast 200 000 Personen monatlich verdoppelt. Drei Viertel davon fahren auf der B 158.

„Mehr Verkehr erhöht auch das Unfallrisiko“, sagt der Polizeibeamte Thomas Wilde. „Die Streckenführung ist hier sehr kurvenreich.“ Zumindest in den ersten Monaten nach der Scharfschaltung der Blitzanlagen habe es zudem viele „Angstbremser“ gegeben. Vor Schreck seien sie beim Anblick eines Radargeräts abrupt auf die Bremse getreten und hätten Auffahrunfälle ausgelöst. Selbst Überholvorgänge seien plötzlich abgebrochen worden, wodurch ebenfalls Karambolagen ausgelöst wurden. Inzwischen weist ein Warnschild auf die Radarkontrollen hin.

Andere, zumeist Berliner Autofahrer, interpretierten die Blitzer auf ihre Weise: Sie schlichen nun die 14 Kilometer Kontrollstrecke mit maximal Tempo 60 entlang – erlaubt sind 100 –, verursachten eine lange Schlange und provozierten andere Fahrer zu waghalsigen Überholmanövern. Daher werden zur Abschreckung jetzt für absichtliches Langsamfahren 20 Euro Strafe erhoben.

Die ungewöhnliche Blitzerkette ist Teil eines Experiments der Bundesanstalt für Straßenwesen. Sie will herausfinden, ob stationäre Radarfallen eine Straße tatsächlich sicherer machen. Der gleiche Test ist auf der Bundesstraße 5 im Kreis Havelland angelaufen. Hier gibt es noch keine Auswertung der Unfallzahlen.

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