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Serie Bundestagswahlen: 1953: Hoch Konrad

Mit Adenauers Wahlsieg begann 1953 die bundesdeutsche Kanzlerdemokratie – seither geht es in allen Wahlen nicht zuletzt um die Frage: Wer wird Regierungschef?

Die Wetterlage am 6. September 1953 war eindeutig: Über der Bundesrepublik Deutschland lag in jener Spätsommerwoche das Hoch Konrad. Bundeskanzler Adenauer war der klare Sieger der zweiten Bundestagswahl. Es war die Bundestagswahl, die für die folgenden Jahre –bis 1966 – die Dominanz von CDU und CSU in der Bundespolitik zementierte. Konrad Adenauer hatte die Deutschen mit seiner Politik der Westbindung und der Marktwirtschaft offenbar überzeugen können. Die Integration in die Phalanx der von den USA geführten Demokratien war auch ein entscheidendes Wahlkampfthema.

Die SPD fremdelte nach wie vor damit, doch ihr Neutralitätskurs mit nationalen Untertönen verfing nicht. Im Kalten Krieg wirkte Adenauer wie ein politisches Beruhigungsmittel; die Westdeutschen fühlten sich bei ihm gut aufgehoben. Es begann nun die „Kanzlerdemokratie“, geprägt von der im Vergleich zur Weimarer Republik recht starken Rolle des Regierungschefs (in der ersten Republik war der Reichspräsident die dominierende Figur, in den Wahlen ging es mehr um Parteien als Personen). Diese Kanzlerdemokratie war zwar im Grundgesetz angelegt, wurde aber mit der Wahl 1953 praktisch erst begründet.

Der Korea-Boom hilft der Union

Die Union hatte einen stark auf Adenauer zugeschnittenen Wahlkampf geführt. Aber an Adenauer allein lag es bei Weitem nicht: Es war nicht zuletzt der vom Korea-Krieg seit 1950 ausgelöste Wirtschaftsboom, der den ersten Bundeskanzler zum Gewinner machte. Denn den Deutschen ging es wirtschaftlich wieder deutlich besser, die unmittelbare Nachkriegszeit war vorbei, die Stimmung des „Wir sind wieder wer“ breitete sich aus und wurde durch den Sieg bei der Fußball-WM im Jahr darauf noch verstärkt. Viele führten die gute Lage auch auf die Politik der sozialen Marktwirtschaft zurück – jedenfalls war sie von nun an ein Dauerbrenner der Union, praktisch bis heute. Der Volksnationalismus der Vorkriegszeit begann sich in einen westdeutschen Wohlstandsnationalismus umzuwandeln. Und für den stand vor allem die CDU, weniger die bayerische Regionalschwester.

Der Union gelang es, ihren Stimmenanteil von 31 auf 45,2 Prozent zu steigern, das war weit mehr, als das auch damals schon vorhersagende Institut für Demoskopie in Allensbach für möglich gehalten hatte (es hatte 36,5 Prozent ermittelt – ungenaue Prognosen der Wahlforscher gab es seither noch öfter). Die Sozialdemokraten verloren leicht, von 29,2 auf 28,8 Prozent. Und das bei einer deutlich gestiegenen Wahlbeteiligung von 86 Prozent (1949 waren es 78,5 Prozent gewesen). Adenauer konnte seine bürgerliche Koalition fortsetzen, mit einer FDP, die auf 9,5 Prozent kam.

Auf dem Weg zum Dreiparteiensystem

Die Wahl brachte eine erste Bereinigung des 1949 noch recht bunten Parteiensystems: Zwar kamen noch drei eher konservative Kleinparteien in den Bundestag (die Vertriebenenpartei BHE, die Deutsche Partei und das Zentrum), aber praktisch war im September das Dreifraktionenparlament etabliert, mit Union, SPD und FDP, das bis Anfang der 80er Jahre Bestand haben sollte. BHE und DP wurden in die Koalition eingebunden und gingen schließlich in der Union auf. Adenauer hatte am Ende sogar eine knappe Zweidrittelmehrheit der Sitze hinter sich, was die Aufrüstung und die Gründung der Bundeswehr erleichtern sollte.

Ollenhauer statt Schumacher

Die seit der Niederlage von 1949 schwer angeschlagene SPD hatte sich für ein Kontrastprogramm bei der Besetzung der Spitzenkandidatenposition entschieden: Auf den scharfzüngigen Polarisierer Kurt Schumacher, der 1952 gestorben war, folgte der eher weiche, farblose Erich Ollenhauer, und der hatte Adenauer wenig entgegenzusetzen. Hoch Konrad sollte noch sehr lange über dem Land liegen.

Die weiteren Teile der Serie zu den Bundestagswahlen lesen sie hier.

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