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Funkturm und ICC am Messedamm in Charlottenburg.

© Thilo Rückeis

Flüchtlinge in Berlin: Mitte Dezember sollen Flüchtlinge ins ICC ziehen

Im stillgelegten Internationalen Congress Centrum (ICC) werden bald Asylbewerber untergebracht. Außerdem sprachen Fachleute jetzt über die längerfristige Zukunft des Gebäudes.

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Spätestens Mitte Dezember sollte das stillgelegte Internationale Congress Centrum (ICC) Flüchtlinge aufnehmen. Denn am 14. Dezember muss die Halle 26 der Messe Berlin geräumt werden, in der gegenwärtig 1000 Flüchtlinge leben. Die Halle wird zur Vorbereitung der Grünen Woche im Januar benötigt. Unter optimalen Bedingungen könnten die Flüchtlinge Mitte Dezember ins ICC ziehen.

Doch die Messe Berlin weiß nach Tagesspiegel-Informationen noch gar nicht, welche Abschnitte – Foyer, Büros oder Großer Saal – benötigt werden. Man habe „bisher keine Infos“, heißt es. Drei Wochen dauert es, um die Räume im ICC herzurichten. Die Sozialverwaltung bekräftigte, das Gebäude solle noch in diesem Jahr zur Notunterkunft werden.

Nur temporäre Notunterkunft

Am Dienstagabend diskutierten Architekten und andere Fachleute über ein „Comeback für das ICC“. Bei der Veranstaltung des Vereins „Berliner Wirtschaftsgespräche“ und des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Berlin (AIV) ging es um die Senatspläne, 10 000 Quadratmeter wieder für Kongresse zu nutzen und die restlichen Flächen privaten Investoren zu überlassen – etwa für ein Hotel und eine kleinere Anzahl an Läden.

Asbestbelastung soll gering sein

Wirtschafts-Staatssekretär Henner Bunde (CDU) sagte, das ICC werde nur „temporär“ zur Notunterkunft. Deshalb könne die Sanierung und Umgestaltung voraussichtlich 2018 beginnen. Der zu erwartende Denkmalschutz dürfe dabei „kein K.O.-Kriterium“ werden, das eine Mischnutzung verhindere.

Zur Asbestbelastung sagte Emanuel Höger von der Messe Berlin, in Messungen sei das gefährliche Material „kaum nachweisbar“. Nach Kenntnis des Architekten Uwe Hameyer, der dem AIV und dem Rat für Stadtentwicklung angehört, wurde Asbest nur im Keller in Technikräumen verbaut.

Architekt: Riesenbau ist ungeeignet für viele verschiedene Nutzer

Hameyer fand aber: „Das Haus gibt keine kleinteiligen Einzelnutzungen her.“ Der Senat solle Interessenten für große Teile des Baus suchen. Zum Beispiel könnten sich darin deutsche Maschinenbauverbände oder IT-Konzerne wie Apple, Google und Microsoft präsentieren.

Kritik am bisherigen Umgang mit dem ICC übte der Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD): „Die Politik hat es jahrzehntelang versäumt, nachhaltig etwas für die Erhaltung zu tun – sonst hätten wir die Malaise nicht.“ Immerhin sei man im Bezirk „heilfroh“, dass die Idee eines großen Shoppingcenters fallen gelassen wurde.

Die wirtschaftliche Bedeutung des Kongressgeschäfts für ganz Berlin betonte Melanie Bähr, Vize-Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin. So gebe jeder Tagungsgast im Schnitt 230 Euro pro Tag in der Stadt aus.

Angedacht ist unter anderem ein Vier-Sterne-Hotel

Laut Willy Weiland, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Berlin, „braucht die Messe ein Hotel, nicht nur für den Kongressbereich“. Denkbar sei ein Vier-Sterne-Haus mit 800 Betten. Noch ist dafür offenbar kein Betreiber in Sicht, wie die Diskussion zeigte.

Unterschiedliche Meinungen zum „City Cube“

Beim Ersatzbau für das ICC, dem „City Cube“ an der Stelle der abgerissenen Deutschlandhalle, sah Weiland Defizite: Der im Mai 2014 eröffnete Neubau werde zu 80 Prozent nicht für Kongresse, sondern für Messen genutzt.

Messe-Vertreter Höger sagte, der City Cube werde „extrem gut angenommen“. Bisher habe man keinen Kongress absagen müssen, der früher im ICC stattfand. Interessenten für zusätzliche Tagungen könne die Messegesellschaft allerdings mangels ausreichender Flächen „nicht immer bedienen“.

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