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Seit zwei Jahren gilt in Deutschland eine Frauenquote in Aufsichtsräten. Nur 100 Betreibe erfüllen die Voraussetzungen.

© imago/Ralph Peters

Frauen an der Spitze: Quotensprung

Mehr Frauen in Führungspositionen? Das Gesetz wirkt, aber das Thema bleibt umstritten.

Für den amerikanischen Schauspieler Matt Damon ist die Sache ganz klar. „Die Frauen müssten die Macht übernehmen“, sagte der 47-Jährige kürzlich auf die Frage des „Playboy“, was die Welt zu einem besseren Ort machen würde. Doch die jahrelange Hoffnung, dass sich die Macht der Frauen zum Beispiel in der Welt der Wirtschaft schon Kraft ihrer Leistung und auf der Basis freiwilliger Selbstverpflichtungen von Unternehmen entwickeln würde, hat sich in Deutschland nicht erfüllt. Allen Versprechungen und Absichtserklärungen zum Trotz blieben weibliche Karrieren in Aufsichtsräten oder Vorständen die Ausnahme von der Regel.

FüPoG ist die nüchterne Abkürzung des Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen, das die damalige Familien- und Frauenministerin Manuela Schwesig (SPD) auf den Weg brachte. Es trat am 1. Mai 2015 in Kraft und ist seit 2016 wirksam. Im Mai dieses Jahres, zog Schwesigs Ministerium eine positive Bilanz der gesetzlich organisierten Gleichberechtigung: Es zeige sich, dass die Quote wirksam sei, heißt es in einer Mitteilung vom Mai 2017. „Alle Unternehmen, die unter die Regelung der festen Quote fallen und 2016 neue Aufsichtsratsposten zu besetzen hatten, haben sich an die feste Quote gehalten.“ Sofern nicht schon ein Frauenanteil von 30 Prozent erreicht worden sei, würden frei werdende Aufsichtsratsposten durchgehend mit einer Frau nachbesetzt werden.

Es ist nur ein erster Schritt, der hier gegangen wurde, schließlich gilt das Gesetz lediglich für börsennotierte und voll mitbestimmungspflichtige Unternehmen. Das sind Voraussetzungen, die in Deutschland auf rund 100 Betriebe zutreffen. Auch die Grünen, die in ihrem Wahlprogramm eine 50-Prozent-Frauenquote für 3500 börsennotierte und mitbestimmte Firmen forderten, erkennen den Erfolg an. „In Unternehmen, in denen die Quote wirkt, hat sich etwas bewegt. Das Quotengesetz hat also einen Effekt“, sagt Gesine Agena, Mitglied im Bundesvorstand und frauenpolitische Sprecherin der Grünen.

Die Freidemokraten wollen von einer verpflichtenden Quote nichts wissen

Bei den Sondierungsgesprächen der möglichen Jamaika-Koalitionäre war das Thema Quote umstritten. Während die Grünen sich bekanntermaßen dafür aussprechen, wollen die Freidemokraten von einer verpflichtenden Quote nichts wissen. „Frauen müssen alle Chancen haben. Dazu ist etwa eine bessere Vereinbarkeit von Kind & Beruf notwendig und keine Quote“, heißt es bei der FDP, die außerdem gegen „Gesetzes-Aktionismus, bürokratische Überregulierung und eine Symbol-Quote für Aufsichtsräte“ sind.

Bei den Christdemokraten übernimmt vor allem die Frauen Union (FU) die Rolle der Quoten-Vorantreiber*innen. Mit der Frauenquote in Aufsichtsräten seien erste Erfolge erzielt worden, ist der Tenor. Der Blick in die gleichberechtigte Zukunft bleibt mit der Formulierung „weitere Anstrengungen sind nötig“ auf der Website der CDU-Frauen aber schwammig. Besonderes Augenmerk legt die Frauen Union indes nicht auf die freie Wirtschaft, sondern auf die Gleichstellung bei Führungspositionen im Öffentlichen Dienst: „Wir wollen sie bis spätestens 2025 abschließend erreicht haben“, steht in der Braunschweiger Erklärung vom August dieses Jahres. Seitens der Christsozialen, die das Quotengesetz lange torpediert und kritisiert haben, gibt es zur Ausweitung der Quote keine aktuellen Absichtserklärungen.

Die Frage nach mehr Frauen in Führungsverantwortung war bei den bisherigen Sondierungen nur einer von vielen Unterpunkten auf der Liste der Themen zur Gleichstellung. Die Macht in den Händen der Frauen – so wie es sich Matt Damon wünscht – wird also noch ihre Zeit brauchen. Auch in der Politik: Von 709 Abgeordneten im 19. Deutschen Bundestag sind nur 218 Frauen. Die Quote liegt damit bei 31 Prozent – so niedrig wie seit 20 Jahren nicht.

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