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Alec Völkel, 40, ist als „Boss Burns“ Sänger der Berliner Band The BossHoss. Ihr jüngstes Album heißt: „Liberty of Action – Black Edition“. BossHoss gehen 2013 auf Deutschland-Tour (Termine siehe: www.thebosshoss.com).

© dpa

BossHoss-Sänger Alec Völkel im Interview: "Sport und Musik, das passt ganz gut"

BossHoss-Sänger Alec Völkel spricht im Tagesspiegel-Interview über Parallelen zwischen Musik und Sport, Duelle in Castingshows und seinen Auftritt vor dem Eishockeyspiel am 5. Januar im Nürnberger Fußballstadion.

Herr Völkel, wie gut kennen Sie die Eisbären?

Ich kenne den Brauni. Den Constantin Braun. Ganz gut sogar. Wir haben uns in Nürnberg kennen gelernt und dann in der Kneipe getroffen auf ein paar Bierchen. Neulich haben wir im Studio etwas zusammen gemacht, natürlich zu dem Winter Game in Nürnberg im Januar ...

Dem größten Spiel im europäischen Vereinseishockey. 50 000 Zuschauer werden am 5. Januar im Frankenstadion sein. Bevor die Ice Tigers gegen die Berliner Eisbären spielen, gibt es reichlich Programm. Ein Vorspiel auf dem Eis, DJs, Vorband und ein Konzert mit Ihrer Band The BossHoss. Wie kam es dazu?

Wir hatten schon vorher Berührung mit dem Eishockey. Bei den Eisbären haben wir mal in der Drittelpause gespielt und dann waren wir in Nürnberg bei den Ice Tigers. Irgendwann rief deren Eigentümer Thomas Sabo bei uns an und sagte, was er da Großes vorhat, dass er nach amerikanischem Vorbild ein riesenfettes Sportfamilienevent plant. Mit Show, Band und Feuerwerk. Das klang schon großartig. Klar haben wir „Ja“ gesagt. So etwas hat es in Deutschland noch nicht gegeben, schön, dass BossHoss dabei sind.

BossHoss scheinen prädestiniert zu sein für eine Veranstaltung nach Vorbild der US-Profisportarten. Musik und Auftreten von BossHoss kokettieren stark mit amerikanischem Touch.

Stimmt. Wir passen zu dem Event. Auch weil die Sportart zu uns passt. Das ist harter Männersport. Wir interessieren uns vor allem für Eishockey, Boxen und Fußball.

Würde so etwas wie in Nürnberg auch im Fußball funktionieren? BossHoss haben ja auch schon mal bei Hertha gespielt ...

Das lässt sich nicht vergleichen. Das war Playback, nur kurz vor dem Spiel und irgendwo in der Stadionkurve. In Nürnberg machen wir vor dem Spiel ein richtiges Livekonzert, 40 Minuten lang. Ich glaube auch, dass Fußball- und Eishockey-Events anders funktionieren. Beim Fußball ist die Stimmung immens, aber im Eishockey sind die Leute noch viel krasser. Das ist mehr Event als Sportveranstaltung. Und daher ist die Idee doch voll cool, außerhalb der Saison in der Winterpause mal so ein Fußballstadion zu füllen. Und es hat geklappt, das Spiel in Nürnberg ist schon jetzt so gut wie ausverkauft. Das ist Wahnsinn.

Ist es denn noch Eishockey mit Konzert oder schon Konzert mit Eishockey?

Wäre schön, wenn die Leute nur wegen uns kommen würden, aber das glaube ich nicht. Die Kombination macht es bei solchen Sachen. Das Gesamtpaket ist geil. Sport und Musik, das passt ganz gut. Es ist zu wenig passiert bisher in dieser Richtung in Deutschland. Wenn du nordamerikanische Sportveranstaltungen siehst, dann merkst du, dass Musik dort ein hochemotionaler Faktor ist und dass die Amerikaner es viel mehr einsetzen als bei uns. In unseren Fußballstadien sind die Vereinshymnen doch echt piefig. Bei Hertha BSC zum Beispiel haben die das auf keinen Fall drauf. Das sieht man ja schon als Außenstehender. Frank Zander. Moderner geht es nicht. Vielleicht sind die komplett beratungsresistent, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Die haben ja auch eine Marketingabteilung.

Für Sportpuristen – besonders im deutschen Fußball – ist es oft schon zu viel Show ...

Zu viel Show? Das finde ich nicht. Ich glaube nicht, das bei vielem Drumherum der Sport aus dem Fokus geraten muss. Man sieht das ja beim Eishockey. Die Fans feuern da doch ihre Mannschaften unglaublich an, die wollen Siege sehen. In Nordamerika wollen sie im Sport doch vor allem eines – gewinnen. Nein, das ist mehr so eine gelernte Sache.

Nürnberg wird für die deutschen Fans auch neu sein. Das Rahmenprogramm beginnt um 13 Uhr, das Hauptspiel erst dreieinhalb Stunden später. Die müssen lange drauf warten, bis die Eisbären auflaufen.

Aber sie werden ja bis zum Spiel unterhalten. Es gibt ja keinen Leerlauf. Das ist eben ein besonderes Event, eine große Feier.

"Auch wir haben den Druck dranzubleiben."

Wenn man sich die Karriere von BossHoss anschaut, gibt es ja durchaus Parallelen zur Karriere eines Profisportlers. Ihre Band hat sich hochgespielt, 150 Konzerte im Jahr gemacht, um bekannt zu werden ...

Die Parallele ist da. Man muss hart ackern, um an sein Ziel zu kommen. Es gibt unheimlich viele, die es versuchen in der Musikszene. Im Sport ist es das Gleiche. Wenn du nicht jeden Tag trainierst, kommst du nicht nach oben. Wenn du besser sein willst als die anderen, musst du durchhalten. Wenn die Saison gut läuft wirst du Meister. Bei uns ist das nächste Album die Meisterschaft. Wenn das gut läuft, dann hast du auch auf der Tour Erfolg.

Im Musikgeschäft geht es inzwischen immer sportlicher zu. „The Voice of Germany“, die Castingshow, in der Sie und Ihr Kollege Sascha Vollmer Juroren sind, ist ein großer Wettbewerb. In den sogenannten „Battles“ treten die Kandidaten sogar im Singduell gegeneinander an ...

Das ist generell wie im Leben. Biss und Ehrgeiz brauchst du, um hochkommen. In der Musikbranche und im Sportgeschäft sind Ehrgeiz und Wille der Hauptantrieb.

Aber erreicht man nicht mehr Nachhaltigkeit, wenn man sich da über eine lange Zeit hinkämpft und nicht über Nacht eine Castingshow gewinnt?

Im Fußball oder Eishockey gibt es die Scouts, die nach Talenten schauen. In der Musik musst du spielen, spielen, spielen und langsam eine solide Fan-Basis aufbauen.

In den Castingshows findet das genaue Gegenteil statt, da geht es im Eiltempo nach oben – und danach manchmal schnell nach unten.

Das stimmt. Dass da die Sieger nicht alle oben bleiben, liegt an der Fülle der Castingshows. Irgendwann ist der Markt auch mal satt. Und dann liegt es an der nicht gewachsenen Fan-Basis. In drei Monaten kannst du zum Sympathieträger werden. Nach dem Sieg geht es erst los, dann musst du die Leute überzeugen, musst zeigen, dass du Substanz hast. Es wird erst dann etwas aus den Siegern, wenn sie das gesamte Paket beherrschen. Anderthalb Stunden einen Konzertsaal zu unterhalten, ist was anderes als ein Lied zu singen.

Sie stehen aber hinter dem Konzept von „The Voice of Germany“? Ist eine dritte Staffel geplant, mit BossHoss?

Ja, mit der Ivy, die die erste Staffel gewonnen hat und die von uns gecoacht wurde, läuft es ja sehr gut. Die kann das. Der Sender hat auf jeden Fall vor, eine dritte Staffel zu machen. Aber wir sind jetzt erst einmal fertig. Wir müssen den Kopf freikriegen, reflektieren und dann überlegen wir, was wir machen. Es könnte eine Zeitfrage werden. Im Frühjahr nehmen wir ein neues Album auf und dann kommt im Herbst die Tour. Wir wollen ja schließlich nicht nur noch im Fernsehen stattfinden. Wir haben ja musikalisch noch etwas vor.

BossHoss sind zurzeit auf dem Höhepunkt der Karriere, als Sportler wäre die Karriere mit 40 schon vorbei ...

Das stimmt. Und es wird oft bitter, wenn ein Profisportler aufhört und dann in ein Ego-Loch fällt, weil sich plötzlich kaum noch jemand für ihn interessiert. Wenn du jeden Tag in den Medien bist und Aufmerksamkeit hast, dann schmeichelt das dem eigenen Ego. Als erfolgreicher Musiker oder Sportler hast du mehr Bestätigung als im normalen Leben. Da kommt ja nicht der Chef dauernd an und klopft dir auf die Schulter und sagt: „Hammer, was du machst.“ Sportler ist eh krass, da trainierst du das ganze Leben dahin und dann haut dir einer den Meniskus weg und dann war es das.

In der Musik kann es nach ein paar Flops auch ganz schnell nach unten gehen ...

Stimmt. Auch wir haben den Druck dranzubleiben, und natürlich wollen wir uns weiterentwickeln. Das ist wie beim Sport. Wenn du einen Titel gewinnst, musst du dranbleiben. Das sieht man ja im Fußball oder Eishockey. Gerade Meister geworden und schon geht es um die nächste Saison. Erfolgreiches Album, erfolgreiche Tour. Dann hast du den Druck.

Jetzt haben Sie erst mal den Druck, am 5. Januar ein ordentliches Konzert zu spielen, fürchten Sie die Wintertemperaturen?

Das ist eine mutige Veranstaltung. Wenn du Pech hast, sind zehn Grad minus und die Leute frieren. Aber das ist das Coole am Thomas Sabo, der hat Visionen und Ideen und natürlich kann das auch gegen die Wand fahren. Aber ich glaube es nicht. Ich glaube, so ein Spektakel wie in Nürnberg wird sich etablieren. Ich hoffe, dass es so ein Spiel dann auch bald in Berlin gibt.

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