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Jetzt Ice Tiger statt Eisbär. Daniel Weiß.

© dapd

Die Jugend macht Platz: Daniel Weiß wechselt nach Nürnberg

Viele deutsche Talente können sich bei den Eisbären nicht mehr durchsetzen – nun geht auch Daniel Weiß zu den Nürnberg Ice Tigers. Mindestens bis Ende Dezember, womöglich auch bis Saisonende.

Berlin - Donnerstagmorgen am Sportforum. Daniel Weiß hat es eilig. Eishockeytasche und Schläger ins Auto gepackt, dann verschwindet er im Hohenschönhausener Morgennebel. Im Vorbeifahren ruft er noch: „Alles ist gut.“ Bei den Eisbären nicht mehr für Weiß, diesen Spielplatz muss der junge Stürmer verlassen. Als das Training der Berliner Profis beginnt, ist Weiß schon weg. Er läuft schon am Freitag für die Nürnberg Ice Tigers bei deren Gastspiel in Wolfsburg auf.

Nun ist das Ausleihgeschäft von Weiß nach Nürnberg bis zum Saisonende – bis zum 31. Dezember könnten die Berliner ihn noch zurückholen – auf den ersten Blick bar jeder Dramatik. Weiß ist in seiner Entwicklung stagniert, in 17 Spielen gelang dem 22-Jährigen nur ein einziges Tor in seiner sechsten Profi-Saison. Mehr als vierte Sturmreihe ging für den einst von Trainer Don Jackson als Talent gepriesenen Weiß zuletzt nicht mehr. Zu groß ist das Überangebot an starken Offensivkräften in Berlin. Am Donnerstag hatte Jackson 14 Stürmer im Training auf dem Eis, aber nur zwölf werden Freitag im Heimspiel gegen die Krefeld Pinguine auflaufen (Beginn 19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof) – als Stürmer. Julian Talbot, gelernter Center, wird wieder verteidigen.

Die Pause in der National Hockey-League (NHL) hat die Konkurrenzsituation bei den Berlinern verschärft. Auch wegen der Weltklassestürmer Daniel Brière und Claude Giroux lässt das Team noch weniger Platz für das, was Manager Peter John Lee als Herzensprojekt verkauft: die Nachwuchsförderung. Zwar haben die Berliner nicht alle Ausländerlizenzen vergeben, aber vier Nordamerikaner mit deutschem Pass – darunter auch der gegen Krefeld nach langer Pause zurückkehrende Darin Olver. Freitag stehen 13 Profis im Aufgebot, die das Eishockeyspielen nicht in Deutschland erlernt haben.

Lee ist von der Entwicklung hin- und hergerissen. Der Erfolgsdruck beim Serienmeister ist groß, der maue Saisonstart in der Liga setzte den Manager zusätzlich unter Druck. Trotzdem hatte Lee vor der Verpflichtung von Brière und Giroux gewarnt, dass dies auf Kosten des Nachwuchses gehen könne. Nun hat er mit Jackson keinen ausgewiesenen Talentförderer. Der lässt lieber einen erfahrenen kanadischen Stürmer wie Talbot verteidigen, bevor er einen jungen Deutschen einsetzt. Wohl in der Ahnung, dass die Geschichte Weiß nun Jackson zugeschrieben wird, stellt sich der Manager vor seinen Trainer. „Ich übernehme die Verantwortung“, sagt Lee. Und: „Für Daniel ist es vielleicht das Beste.“ Sein Bruder Alexander habe ja den Wechsel nach Köln auch nicht bereut. Und es gebe ja immer „neue gute Jungs“ bei den Eisbären. „Das ist eine Chance für Supis, das ist eine Chance für Schlenker.“

Kaum hat Lee das gesagt, verkündet Jackson seine Aufstellung für Freitag. Als der Trainer bei Reihe vier und Name zwölf angekommen ist, sagt er: „Tyson Mulock oder Vincent Schlenker.“ Letzterer wohl eher nicht. Aber: In der ersten Reihe läuft gegen Krefeld Laurin Braun neben Giroux und Brière. Braun hat eine starke Entwicklung hinter sich, ist erst 21, und wenigstens ein spielender Beleg dafür, dass Erfolg und Fördern sich unter Jackson nicht ausschließen müssen. Claus Vetter

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